Grusswort von a. Ständerätin Monika Weber, Präsidentin der Stiftung Pestalozzianum, Zürich

Der Stiftungsrat Pestalozzianum beglückwünscht die Stadt Langenthal und die Ammann Schweiz AG zu ihrer Initiative, das Andenken an die Langenthaler Rede Pestalozzis als Präsident der Helvetischen Gesellschaft feierlich zu begehen und die Rede in einem schönen Band neu herauszugeben. Der Inhalt der Rede behandelt das zeitlose Thema der Beziehungen zwischen der Verfassung einer Gesellschaft, den sozialen Verhältnissen, dem Menschenbild und der Erziehung und Bildung der Jugend.

Die Stiftung Pestalozzianum ist nicht die einzige Institution, die an Pestalozzi erinnert und ihn in seinem Namen führt. Das Centre Pestalozzi in Yverdon widmet sich vor allem seiner Zeit als Leiter seines Instituts in Yverdon und der Verbreitung seiner Gedanken in der Romandie. Unzählige Schulhäuser und Schulheime und überhaupt heilpädagogische Einrichtungen tragen seinen Namen. Und doch – wir Schweizer wissen nicht gar so viel über unseren international berühmtesten Landsmann. Die Trias von „Kopf, Herz und Hand“ ist am ehesten bekannt und gelegentlich meinen Schulkindern noch, dass Pestalozzi die Volksschule erfunden hat. Umso wichtiger ist es, dass immer wieder, wie hier in Langenthal, an Pestalozzis umfassendes Werk und seine nicht zu unterschätzende Wirkung erinnert wird.

Die Legitimation der Stiftung Pestalozzianum, dieses Grusswort auszusprechen, liegt weniger in der Tatsache, dass sie ihren Sitz in Zürich hat. Im Gegenteil, Pestalozzi ist wie kein zweiter ein Schweizer, was er mit seinen Hinweisen auf das Vaterland in der Rede immer wieder betont. Sein Leben kann man auch als Reise durch die Schweiz lesen, von Zürich über den Neuhof im Birrfeld über Burgdorf, Herzogenbuchsee nach Yverdon und zurück. Nach Stans hat in Burgdorf seine eigentliche Wirkung als Pädagoge ihren Anfang genommen.

Die Legitimation der Stiftung Pestalozzianum zur Grussadresse liegt in ihrer Rolle als Herausgeberin der kritischen Gesamtausgabe sämtlicher Werke und Briefe, herausgekommen zuerst im Verlag De Gruyter, Berlin, dann im Orell Füssli und heute im NZZ-Verlag. Das immense Werk zeigt, dass Pestalozzi nicht nur der Vater der armen Kinder war, die in den Bildern und Statuen überliefert sind, sondern Philosoph, Schriftsteller, Politischer Denker und Sozialpädagoge. Er korrespondierte mit den Geistesgrössen in ganz Europa.

Das Pestalozzianum war aber in seiner 130jährigen Tätigkeit nicht nur Pestalozzi-Institut sondern eine Institution, die sich tatkräftig bemüht hat, die Schulentwicklung mit der gesellschaftlichen Entwicklung in Einklang zu bringen. Es sei an seine Leistungen in den Bereichen kulturelle und musische Bildung, Medienpädagogik, Verbindung zwischen Schule und Arbeitswelt, dem Fremsprachenunterricht und der Umweltbildung erinnert.

Nach der Integration des Pestalozzianums in die Pädagogische Hochschule Zürich hütet die Stiftung Pestalozzianum einerseits die Tätigkeit des Instituts für historische Bildungsforschung Pestalozzianum der PHZH mit seiner einmaligen historischen Bibliothek. Der Stiftungsrat engagiert sich aber vornehmlich gemäss seinem Stiftungszweck für die Förderung des aktuellen Bildungswesens, insbesondere für die Stärkung des Bildungsverständnisses in der Öffentlichkeit und für eine kindgemässe Schule, die mitten im Leben steht, und für die Volksschule, die eine grosse Errungenschaft unserer Eidgenossenschaft ist.

Roger Vaissière, der von 1994 bis 2002 Direktor des Pestalozzianums und darauf bis 2006 Prorektor für Weiterbildung und Forschung der Pädagogischen Hochschule Zürich war und eigentlich der Begründer und die Seele unserer Stiftung Pestalozzianum ist, wird nun einige Gedanken zur Pädagogik Pestalozzis vortragen.