Lienhard und Gertrud. Ein Buch für das Volk.

Johann Heinrich Pestalozzi

Vollständiger Text des Teils I und pädagogisch wichtigste Partien der Teile IIIV. Hrsg. v. Albert Reble. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 5. Aufl. 1999. 266 S. (Klinkhardts Päd. Quellentexte).

Mit Pestalozzis bekanntem Werk "Lienhard und Gertrud" liegt kein in sich geschlossener oder abgeschlossener Textkorpus vor, sondern das in fortdauernder Weiterführung und Bearbeitung befindliche Werk seines Lebens mit insgesamt drei Fassungen (1781-1787, 1790-1792 und 1819-1820) und vier in sich recht inkohärenten Teilen, einem verlorengegangenem und nur in einigen Entwurfsfragmenten erhaltenen 5. Teil und einem geplanten 6. Teil. Damit steht jede Werkausgabe dieses Romans vor der Frage, welche Teile und welche Fassung in einer Einzelausgabe berücksichtigt werden sollen. Zuerst wird ungekürzt der Text von Teil 1 aus dem Jahr 1781 wiedergegeben (S. 3-171), der eigentliche Romanerfolg Pestalozzis, der seinen literarischen Ruhm begründete und den dieser innerhalb weniger Wochen sehr explosiv aus sich herausgeschrieben hat. Während der 1. Teil von Aufbau, Handlung und Sprache her als ein Volksbuch konzipiert ist, tritt in den später abgefaßten Teilen eher der Charakter von Reflexionen und lehrhaften Abhandlungen in den Vordergrund. Dem Romantext von "Lienhard und Gertrud" (Teil 1) werden pädagogisch wichtige Partien der Teile 2-4 hinzugefügt (S. 172-252), da Pestalozzi erst in diesen Teilen Fragen der Erziehung und Schule systematisch zum Thema gemacht hat, wobei der Realist Glüphi, neben Gertrud die bestimmende Figur des Romans, zugleich grundlegende Gedanken über das Wesen des Menschen und der Gesellschaft ausspricht. Die Textauszüge sind der ersten Fassung der Jahre 1781-1787 entnommen und folgen wörtlich der Kritischen Ausgabe, nur Rechtschreibung und Zeichensetzung sind den heutigen Regeln angepaßt. Diese Einzelausgabe von "Lienhard und Gertrud" ist ein Arbeitsbuch für das Pädagogik-Studium, es macht Pestalozzis Erziehungsroman in einer preiswerten Ausgabe verfügbar, stellt aber mit seinem knappen Nachwort kaum Hilfen zum selbständigen Lesen oder zum Verständnis des Werks im gesamten Textvolumen Pestalozzis oder auch nur im gesamten Textvolumen der verschiedenen Teile und Fassungen von "Lienhard und Gertrud" zur Verfügung.

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