Das Storchenland

Nr. 98 (PSW 11, S. 154)

Ein Reisender verirrte sich in ein abgelegenes Tal, darin er keine Stimme hörte als quakende Frösche; er konnte nicht weiter; alles war Sumpf. Doch ehe er zurückging, fragte er noch einen Frosch, warum hierzulande alles quake. Der Frosch erwiderte: "Unser glückliches Land ist wie kein anderes bis auf seine hintersten Winkel für unsern Gott organisiert."– "Und wer ist denn euer Gott?" sagte der Fremde. Der Frosch antwortete: "Der Storch."


Der Mensch wunderte sich, daß die Frösche ihr Leben unter ihrem Dei, dem Storchen, glücklich finden könnten. Er hatte Unrecht, die Frösche haben so wenig als jedes andere Tier auf der Welt eine Menschenseele; die tierischen Gefühle sind gar nicht menschliche Gefühle; es macht dem Gesamthaufen dieser Tierart gar nichts, wenn alle Augenblicke ein Bruder oder eine Schwester von ihnen vom Storchen gefressen wird; Sie hüpfen und quaken und singen fort, wie wenn gar nichts begegnet wäre.