Der allgemeine Tierfortschritt in der Gerechtigkeit

Nr. 204 (PSW 11, S.272-273)

In der Gaukelzeit, in welcher die wilden fleischfressenden Tiere eben wie die krautfressenden allgemein über die Gerechtigkeit untereinander ein großes Maulwaschen hatten, versammelten sich die fleischfressenden einmal, um sich zu beraten, wie sie sich unter obwaltenden Umständen zu benehmen hätten. In dieser Versammlung riet ihnen der Fuchs, fürohin und in Zukunft niemals mehr ganze Herden von Vieh miteinander anzugreifen; zweitens keine Ställe und keine Wohnungen mehr gewaltsam zu erbrechen; und drittens vorzüglich unter allem Vieh dem verirrten, verlaufenen und unbekannten aufzulauern und sich wo immer möglich mit dem Fraß von Tieren, deren Verschwinden kein großes Aufsehen im Tierreich zu machen geeignet sei, zu begnügen; vor allem aber, sich sorgfältig zu hüten, irgendein Tier mörderisch anzufallen, wenn andere Tiere um den Weg sein möchten, die als Zeugen ihrer Tat dem krautfressenden Gesindel im Land ein Geschrei gegen sie machen könnten.


Dieser Fuchsenrat hatte höchst wahrscheinlich in dem gleichen Zeitpunkt statt, in welchem eine närrische, träumerische, alte Katze ihrem Geschlecht den Rat gab, die Mäuse nicht mehr zu fressen, sondern sich mit ihnen über ihren notwendigen Unterhalt freundlich zu verstehen. Es war nämlich der noch nicht gar lang verflossene Zeitpunkt, in welchem eine Menge Tiere aus allem Vieh den alten Traum vom goldenen Zeitalter wieder aufwärmten, in welchem alle Tiere auf Erden in frommer Eintracht glücklich nebeneinander lebten, keines das andere fraß, keines vom anderen gefressen wurde, in welchem sogar keines das andere drückte, und keines vom anderen gedrückt wurde; und ich denke, es sei im gleichen Zeitpunkt gewesen, in welchem der alte Hahn im Hühnerstall ein Gerechtigkeitsfressen einführen und jedem fressenden Huhn und jeder fressenden Gans den Schnabel messen lassen wollte.