Die ungleichen Herren

Nr. 141 (PSW 11, S.180)

Der eine darf trauen und glauben, der andere muß lauern und fangen; darum liebt der eine das Recht und die friedliche Weisheit, der andere Arglist und derbe Gewalt. Auch leben in den Dörfern des ersten fromme, frohsinnige, glückliche Menschen, in den Dörfern des andern viel freches, verfängliches, mißtrauisches und gewalttätiges Gesindel.


Auch sagte ein armer Mann, der sich durchs Land bettelte, einmal zu mir: da die Leute in einem Dorf gutmütig und frohsinnig sind, da suche ich mein Almosen gewöhnlich im Schloß, wo ich sie aber unglücklich und mißmutig finde, da suche ich dasselbe lieber im Pfarrhaus; doch, setzte er noch hinzu, gibt es auch Orte, wo in Rücksicht auf die Barmherzigkeit und das Almosen im Schloß und im Pfarrhaus ein Herr ist wie der andere.