Eis und Eisen

Nr. 133 (PSW 11, S. 174)

"Du drückst mich eben wie das Stück Eisen, das neben dir liegt" – also sagte die Erde zu einer Eisscholle, die der Bach auf sie hinwarf.

Diese antwortete: "Ja, aber beim ersten lieblichen Tag vergehe ich wieder."

Darauf sagte das Eisen: "Ich vergehe ja auch, wenn die Hitze groß genug ist."

Aber die Erde erwiderte: "Behüte mich Gott davor, daß sie jemals für mich so groß werde."

Und der Eisklumpen setzte noch hinzu: "Es ist nicht einmal wahr, daß du jemals vergehst; wenn du auch, in der höchsten Glut fließend, wie wallendes Feuer scheinst, so bist du doch Eisen, und wenn du geschmolzen wieder erkältest, so bist du nur anders geformt."


Das härteste Metall erscheint freilich unter gewissen Umständen als fließendes Wasser, aber seine Natur ist Härte. Welche Feuersgewalt auch für den Augenblick in ihm den Anschein der Zartheit und Weichheit hervorbringt! seine Natur bleibt immer die nämliche; so wie es erkaltet, ist es wieder hartes, unbiegsames Eisen.