Stoffel und seine Uhr

Nr. 89 (PSW 11, S.150)

"Wenn du gehst, so schleifst du dich aus; wenn ich dich aufziehe, so kannst du zerspringen"– also sprach Stoffel, der blinde Erbe der Uhr, und machte nach reifem Bedenken der Sache ihr endlich das Urteil: "Steh still – und meinethalben verroste."


Es gehen tausendmal mehr Kräfte der Menschennatur dadurch verloren, daß man sie stillstehen und ungebraucht verrosten läßt, als dadurch, daß man sie durch überspannte Anstrengung in sich selber zersprengt oder durch langen, anhaltenden Gebrauch abschleift und durch Ermüdung unbrauchbar macht.

Indessen ist Stoffels Wort: meinethalben verroste -- eine eigentliche Schwachheitsäußerung unseres Zeitgeistes, der in jedem Anstrengung ansprechenden Fall lieber den Knoten zerschneidet als ihn aufzulösen versucht, und im Dunkeln immer lieber das Kind mit dem Bad ausschüttet, als vorher aus der Stube herausgeht, ein Licht anzündet, und nachsieht, was sich eigentlich im Zuber befinde, ehe man ihn mit Fug und Recht zum Fenster hinausschütten darf.