Was ist der Mensch – Blatt oder Stamm?

Nr. 111 (PSW 11, S.163)

Mißmutig über den Tod seiner Erschlagenen, neigte ein siegender König sein Haupt gegen den Boden. Ein Schmeichler, der merkte, was den Fürsten drückte, zeigte ihm zahllose am Boden liegende Blätter unter einer Linde und fragte den König: "Werden diese nicht wieder wachsen?"

Das empörte einen edlen Mann, der neben ihm stand. Dieser führte den König in das Dickicht des Waldes, zeigte ihm tausend vom Sturme niedergestürzte Tannen und sagte zu ihm: "Werden denn diese auch wieder wachsen?"


Nein, nein, der Mensch im Staate ist für den Fürsten durchaus nicht nur ein Blatt am Baum, das jeden Herbst abfällt, und jeden Frühling wiederkommt; nein, nein, er ist im Staate und für den Fürsten ein sittlich, geistig, bürgerlich und religiös selbständiges Wesen, das die Staatsgesetzgebung in der Wahrheit seines reinen, göttlich gegebenen Wesens mit heiligem Ernst als solches zu erkennen, und zu sichern, heilig verpflichtet ist.