Zwei Füllen

Nr. 26 (PSW 11, S.113-114)

Zwei Füllen, die sich in Wuchs und Bildung wie ein Ei dem andern glichen, fielen in ungleiche Hände. Das eine kaufte ein Bauer und gewöhnte es, ohne Rücksicht auf die Veredlung seiner Natur, zum niedern Dienste am Pflug und an den Karren. Das andere fiel in die Hand eines Bereiters. Dieser baute die Kunst seines Dienstes auf die Veredlung seiner Natur, das ist auf die Erhaltung und Ausbildung seiner Feinheit, seiner Kraft, seines Muts. Es ward ein edles Geschöpf, indessen das andere alle Spuren seiner edlen Natur an sich selber verlor.


Väter und Mütter! Wenn eure Kinder weder an Eurer, noch an der Hand derer, denen ihr sie übergebt, Reiz und Mittel zur Ausbildung ihrer Anlagen finden, so sind diese Kräfte für sie in dem Grad umsonst, als sie groß sind, und die edleren Anlagen der Menschennatur sind ihnen sogar in dem Grad gefährlich und verderblich, als sie groß sind.