Zwei Schäfer

Nr. 82 (PSW 11, S.145)

Der eine hütete die Schafe mit einem Hunde, der ohne Not keinen Laut gab, aber stark war und Wolf und Fuchs bis in ihre Höhlen verfolgte.

Der andere hütete sie mit einem, der, wenn sein Meister flötete, ihm tanzte, und wenn er schlief, unter der Herde herumsprang und die Zucht und Unzucht aller ihrer Ecken und Winkel auskundschaftete. Das war freilich für die Kurzweile und die Trägheit des Schäfers gut ausgedacht; aber die Herde hielt diesen Hund für ihren Teufel, und Fuchs und Wolf sagten untereinander: "Wir haben auf hundert Stunden weit keinen bessern Freund als diesen Hund."


So habe ich oft Bauern in den Schenkhäusern von ihren Vorgesetzten, die viel und oft in das Oberamt laufen und daselbst an den Gaukeleien der Schloßdienstleute teilnehmen, und nebenbei, was in allen Häusern im Dorf getan und geredet wird, ins Schloß tragen, sagen gehört, sie seien wahre Dorfteufel.

Hingegen freut es sie, und sie danken Gott für jeden Vorgesetzten, der ohne Not und ohne Befehl nie ins Oberamt läuft, und hingegen den ganzen Tag still seinen Dienst abwartet, und in jeder Not und Gefahr, die dem Dorf oder jedem von ihnen, aufstößt, mit Rat und Tat für sie bei der Hecke und zu Hause ist.