Rede von Pestalozzi zu seinem zweiundsiebzigsten Geburtstag

12. Januar 1818

Rechtschreibung und Interpunktion entsprechen nicht der Kritischen Ausgabe von Pestalozzis Schriften, sondern der regularisierten Fassung auf der CD-ROM.

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Sehen wir sie näher an, alle diese oben berührten üblichen Mittel der Armenhilfe, so können wir uns nicht verhehlen, sie mangeln im allgemeinen alle die feste Sicherheit des inneren reinen Geistes aller wahren, tiefgreifenden Menschenbildung, den göttlich gegebenen Vater- und Muttertrieb, den göttlich erhebenden Reiz des Kindersinns, die ewig nie über den engen Kreis der häuslichen Verhältnisse hinausgehende Reinheit der Bruderliebe und Schwestertreue; sie mangeln alle die Sicherheit und Kontinuität des Zusammenhangs der sinnlichen Reize des Glaubens und der Liebe mit gleich kraftvollen, das Ganze der Menschennatur in Freiheit und durch Überzeugung ergreifenden Reizen der geistigen und physischen Tätigkeit. Sie mangeln alle des hohen heiligen Einflusses der Wohnstuben. Sie sind alle einerseits durch ihre äußere Größe der gemütlichen Innigkeit des häuslichen Lebens beraubt, die nur im engen Kreis kleiner enger Verhältnisse stattfinden; andererseits haben sie in ihrem Wesen immer mehr den Kraftausdruck der öffentlichen oder wenigstens äußeren Gewalt, als den Segensnachdruck des häuslichen Heiligtums. Und wer kann es sich verbergen, welch unväterlichen und unmütterlichen Menschlichkeiten solche Anstalten durch ihre Umgebungen und besonders durch allerlei Einfluss und Interesse von Seite der Direktoren, Verwalter, Ökonomen etc. etc. solcher Anstalten ausgesetzt werden können? Wer kann die Schwierigkeiten, die hieraus für das innere, heilige Wesen der wirklichen Menschenbildung in solchen Anstalten stattfinden können, berechnen? Sie, diese Anstalten, sind zwar bei dem gegenwärtigen Zustand der Volksnichtkultur und seiner sittlichen, geistigen und häuslichen Verkünstelungsverödung und der daraus entstandenen und hie und da dem Staat selber über den Kopf wachsenden großen Allgemeinheit des Notzustandes des Volkes gegenwärtig notwendig und dringend, und Gott gebe, dass das Herz der Zeitwelt sich immer hierfür erhebe und sich der Not und der Zurücksetzung der Armen in alle dem, was sie an Seele und Leib bedürfen, auch nach den beschränkten Ansichten der Zeit erbarmen; aber dass wir dabei doch nicht vergessen, dass gute Anstalten für Feuers- und Wassersnot doch noch nicht gute Volksbildungsanstalten sind. Wohl können Vorsichtsmassregeln gegen die Entstehung von Feuers- und Wassersnot auf eine Art unter die Rubrik der Volksbildungsanstalten gebracht werden, aber die Anstalten für die wirklich eingebrochene Feuers- und Wassersnot können unmöglich dazu gezählt werden.

Der einzige sichere Boden, auf dem wir Volksbildungs-, Nationalkultur- und Armenhilfe halber zu stehen suchenmüssen, ist das Vater- und Mutterherz, das durch die Unschuld, Wahrheit, Kraft und Reinheit ihrer Liebe den Glauben der Liebe in ihren Kindern entzündet, durch dessen Inneres alle Leibes- und Seelenkräfte der Kinder zum Gehorsam in der Liebe und zur Tätigkeit im Gehorsam vereinigt werden. Im Heiligtum der Wohnstuben ist es, wo das Gleichgewicht der menschlichen Kräfte in ihrer Entfaltung gleichsam von der Natur selbst eingelenkt, gehandhabt und gesichert wird, und auf diesen Punkt ist es, auf welchen von Seite der Erziehungskunst hingewirkt werden muss, wenn die Erziehung als Nationalsache dem Volk wahrhaft Vorsehung tun und in seinem Bildungseinfluss das Äußere des menschlichen Kennens, Könnens und Treibens mit dem inneren, ewigen, göttlichen Wesen unserer Natur in Übereinstimmung bringen soll.

Wenn das Wort wahr ist: Inventis facile est addere, so ist noch unendlich wahrer: Zu dem vom gegebenen inneren, ewigen Gut der Menschennatur ist das äußere Gute, das die menschliche Kunst unserem Geschlecht geben kann, leicht hinzuzusetzen; aber das umzukehren, und das göttliche, ewige Gut der Menschennatur aus der Armseligkeit unserer von ihrem göttlichen Fundament entblößten menschlichen Kunst hervorgehen machen zu wollen, ist die Sache der tiefsten Verwirrung unserer armseligen Zeitverkünstelung. Die Wohnstube des Volkes, ich sage nicht die Wohnstube des Gesindels, das Gesindel hat keine Wohnstube, - ich sage die Wohnstube des Volkes ist gleichsam der Mittelpunkt, worin sich alles Göttliche, das in den Bildungskräften der Menschennatur liegt, vereinigt. In ihr, wo von Gottes wegen Schätze der Kraft vorliegen, hat die Kunst leicht, das Scherflein ihres Dienstes ihnen beizulegen; wo aber die Kunst, den heiligen Ort der Weihe ihrer Kraft nicht achtend, ihr armes Scherflein außer diesem Mittelpunkt des Glaubens und der Liebe in den Kot der Welt hineinwirft, oder es gar als ein Götzenopfer auf den Altar ihrer Selbstsucht hinlegt, und ohne Vater und Mutter und ich möchte sagen ohne Gott und ohne Wohnstuben die Kinder der Menschen erziehen will, da ist die Kunst ihr weniges, weil sie es zu nichts hinzulegt, und ihr weniges wird dann nichts, und wann es einmal nichts ist, so erwahret sich dann in ihm das Wort: „Wer nichts hat, von dem wird auch das genommen, was er hat“, und wir dürfen es uns nicht verhehlen, unser Zeitgeist hat uns dahin gebracht, dass wir der Wohnstuben und ihres Segens halber beinahe in den Lüften schweben.

Wir sind nicht nur im Äußeren unseres Zeitlebens und seiner Gewohnheiten, Formen und Anmaßungen halber für den reinen Genuss der bildenden Wohnstuben zugrundegerichtet. Unser verkünstelter Zeitgeist hat auch den Einfluss, den der religiöse Sinn unserer Väter auf diesen Mittelpunkt des menschlichen Wohlstands macht, zernichtet. Dieser religiöse Geist, der das Heil der stillen, beschränkten häuslichen Verhältnisse machte, ist in unserer Mitte allen inneren Lebens beraubt, zu einem rüstigen Räsoniergeist über alles Heilige und Göttliche versunken. Doch müssen wir auch gestehen, die erste Quelle des eigentlichen Gifts unserer Verkünstelung, der religiöse Sinn der Zeitwelt scheint im Innersten seiner verderblichen Kräfte erschüttert; der Segensgeist der wahren Christuslehre scheint mitten im Verderben unseres Geschlechtes wieder tiefere Wurzel zu schlagen und in tausend und tausend Menschen inneres, reines Leben zu erhalten, und es ist wahrlich nur allein von dieser Seite zu erwarten, dass wir uns Volksbildungs halber wirklich zu Maßregeln erheben werden, die geeignet sind, mit genügsamer Kraft in die Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Gewohnheiten unseres Zeitlebens einzugreifen, die wir als die Urquelle unseres Volksverderbens und unseres Zeitunglücks ansehen und anerkennen müssen. Es ist nur von dieser Seite zu erwarten, dass wir die wahren und einzigen Mittel der Volksbildung und Nationalkultur, die Gott selbst in den Schoss der Wohnstuben gelegt, und dieselben vom Anfang der Tage bis auf heute durch die unauslöschlichen Triebe des Vater- und Mutterherzens belebt erhalten, mit Kraft ergreifen und zu unserem Segen benutzen werden.

Das große diesfällige Zeitübel und das große, fast unübersteigliche Hindernis der Wirkung aller soliden Mittel dagegen ist dieses: Unsere Zeitväter und Zeitmütter sind fast allgemein aus dem Bewusstsein, dass sie etwas, dass sie alles für die Erziehung ihrer Kinder tun können, herausgefallen. Dieser große Abfall der Väter und Mütter vom Glauben an sich selbst ist die allgemeine Quelle der Bodenlosigkeit unserer Erziehungsmittel.

Um also der Volkserziehung als Nationalsache und im allgemeinen aufzuhelfen, ist vor allem aus notwendig, dass das Selbstbewusstsein der Eltern, dass sie etwas, dass sie viel, dass sie alles für die Erziehung ihrer Kinder tun können, in ihnen wieder belebt werde. Die Väter und Mütter der Zeit müssen vor allem aus wieder dahin gebracht werden, es lebendig in sich selbst zu fühlen, wie erhaben sie der Erziehung ihrer Kinder halber ob allen denen stehen, die als Lehrer und Gehilfen einer Sache, die von Gottes und ihres Gewissens wegen die Sache der Eltern ist, ihnen an die Hand gehen, und es ist von dieser Seite dringend, dass das Gefühl der Alten, dass jedes Kind, das Vater und Mutter verloren, auch dann noch eine arme bedauernswürdige Waise sei, wenn sein Vogt schon in der Lage ist, aus den Erziehungsherren der Welt den ersten Mann für dasselbe zum Erzieher auszuwählen und zu bezahlen, in der öffentlichen Meinung wieder erneuert und allgemein gemacht werde; und noch dringender als dieses ist, dass die hohe himmlische Wonne, die der persönliche Vater- und Muttereinfluss auf die Bildung ihrer Kinder dem Menschenherzen der Eltern beschert, im Nationalgeist wieder mit der Lebendigkeit anerkannt werde, die notwendig ist, um die heilige Sehnsucht nach dem ausgedehntesten Genuss dieses Einflusses in den Herzen der Eltern allgemein wieder rege zu machen. Es ist dringend, dass die Eltern unserer Zeit wieder zum Gefühl der inneren öden Leerheit gebracht werden, in die jede Menschenseele versinken muss, die die Vater- und Mutterkraft für die Bildung und Erziehung ihrer Kinder in sich selber verloren. Es ist dringend, dass die Zeitwelt sich schnell überzeuge, dass sie durch den Verlust des Vater- und Muttereinflusses auf die Menschenbildung beides, nicht nur die hohe bürgerliche Sicherheit und Befriedigung unserer Väter in allen Ständen verloren, sondern auch das heiligste Fundament eines reinen, edlen, christlichen Hauslebens in sich selber zugrundegerichtet. Es ist dringend, dass die Väter und Mütter unserer Zeit sich in ihren Haushaltungen in dieser Hinsicht wieder orientieren und fühlen und erkennen lernen, was sie von Gottes wegen und mit ihren göttlich einwohnenden Kräften ihren Kinder sind und sein sollen. Es ist wichtig, dass sie wieder zum Gefühl der höchsten Kraft der Menschlichkeit, die in ihnen liegt, emporgehoben, und die Mütter ihre glühende Liebe zum Säugling und ihre unerschöpfliche Kraft, ihm zu dienen, forthin und immer mehr nicht bloß als einen sinnlichen Naturtrieb, den sie mit den Tieren des Feldes gemein haben, ansehen, sondern in ihm eine der menschlichen Natur eigene göttliche Kraft erkennen lernen, durch welche sie in Stand gesetzt werden, die hohe göttliche Vereinigungskraft aller Anlagen und Triebe der Menschennatur, Glauben und Liebe von der Stunde seiner Geburt an im Kind zu erzeugen und in der Bildungsepoche des Kindes, die in ihrer Hand ist, als göttliches Erziehungsprinzip zur Menschlichkeit festzuhalten. Es ist dringend, dass der Vater seine eigene Kraft seiner Liebe eben wie die Mutter nicht als eine sinnliche Kraft seiner männlichen Selbstsucht, sondern als eine göttliche Kraft ansehe, sein Kind zum Gehorsam des Glaubens und durch den Gehorsam des Glaubens zu aller Tätigkeit in vielen guten Werken hinzuführen. Es ist dringend, dass die Väter und Mütter aller Stände wieder einmal lebendig erkennen lernen, dass die hohe Kraft der Erziehungskunst von Gottes wegen in ihnen liegt, und dass die Wahrheit ihres Glaubens an Gott mit dem seelerhebenden Gefühl dieser Kraft innig verbunden ist, und sich in jedem Fall in der göttlich und menschlich belebten Neigung, in der Wahrheit und im Geist dieser Kraft für ihre Kinder zu leben, offenbart. Man darf sich nicht verhehlen, es ist in dem Zusammenhang des Inneren und Äußern unseres Gegenstandes, es ist in dem Übergewicht, das seinem Inneren über sein Äußeres gegeben wird, wodurch es allein möglich ist, die wahren Mittel zu finden, einer wirklichen Volks- und Nationalkultur entgegenzuschreiten und den Übeln unserer diesfälligen Nationalverirrungen mit Erfolg entgegenzuwirken.

Ich will die Maßregeln nicht berühren, die von Seiten der Kirche und des Staates genommen werden sollten, um diesfalls wieder einen besseren Geist in das Herz der Haushaltungen hineinzubringen; ich will nur die Mittel berühren, die von einer erleuchteten und menschenfreundlichen Pädagogik diesfalls ausgehen könnten.

Die vereinigten Freunde der Erziehung sollten vor allem aus für ein allgemeines Volksbuch sorgen, das geeignet wäre, die Väter und Mütter aller Stände den ganzen Umfang ihrer Kraft für die Erziehung ihrer Kinder fühlen zu lernen. Dies wäre ein Mutter-, ein Wohnstubenbuch. Dieser Endzweck fordert in der Lage, in die uns das Verderben unseres Zeitgeistes diesfalls gesetzt hat, vor allem Aufweckungsmittel gegen die Schlafsucht, in die uns die Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Gewohnheiten der Zeit über unseren Gegenstand versetzt haben. Es fordert vielleicht eine Herkulesarbeit, es fordert die Vereinigung der höheren Menschlichkeit unseres Zeitalters, es fordert die Vereinigung der ausgezeichnetsten Kräfte der Gemütlichkeit, der Einsicht und der Kunstkraft unseres Geschlechtes zur allmählichen Verfassung und Vervollkommnung eines solchen Mutter- oder Wohnstubenbuches, das mit gesichertem Erfolg dahin wirken soll, den Glauben der einzelnen Väter und einzelnen Mütter aller Stände an sich selbst und an ihre Kraft auf die Bildung und Erziehung ihrer Kinder in ihnen von neuem zu beleben. Es soll mit lebendiger Kraft das Gemüt der Väter und Mütter zu den Lieblichkeiten ihrer diesfälligen Pflicht hinreißen, es soll in einfachen Darstellungen und mit überzeugender Heiterkeit die vielseitigen Lagen und Umstände entfalten, die den Müttern und Vätern in der Wohnstube von der Wiege an in der Hand liegen, ihre Kinder zu den Übungen ihrer Sinne, zu erhebenden Gefühlen ihres inneren Lebens, zu bildenden Anschauungen ihrer Umgebungen und zu allmählichen, psychologisch eingelenkten, stufenweise vorschreitenden Anschauungserkenntnissen der Gegenstände der Natur und der Kunst einzulenken, in deren vollendeten Erkenntnis die Anfangspunkte der wissenschaftlichen Ansicht dieser Gegenstände wahrhaft und naturgemäß vorliegen. Es soll endlich Vätern und Müttern mit eben der Einfachheit die Mittel vorlegen, die Denkkraft ihrer Kinder in Stufenfolgen zu bilden, die ihr Resultat unfehlbar machen, sowie sie zu den verschiedenen Fertigkeiten zu gewöhnen, die alle Kunst- und Berufsbildung des Menschen voraussetzt; mit einem Wort, es soll mit der höchsten Einfachheit und Kunst dahin wirken, das Wollen, Kennen und Können des Guten unseres Geschlechtes auch in den Wohnstuben der Armen durch ausführbare Mittel in den Kindern auf eine, mit dem Wesen der Menschennatur übereinstimmende Weise zu entfalten.

Es ist aber unmöglich, zu diesem Ziel zu gelangen, und dieses Buch ist wesentlich solange unausführbar, wenn die Bemühungen dafür nicht von einer anhaltenden und fortdauernden Erforschung der Mittel und Wege unterstützt sind, wie die Menschennatur selber jede einzelne Kraft unseres Geschlechtes nach eigenen Gesetzen entfaltet und dann hinwieder diese einzelnen Kräfte nach höheren Gesetzen mit der Gesamtheit ihrer Kräfte in Übereinstimmung bringt. Die Bemühungen der Menschenfreunde zur Anbahnung und Begründung einer realen National- und Volkskultur müssen also von einer sorgfältig erhaltenen Fortdauer der Erforschung der Wege der Natur selber in der Entfaltung unseres Geschlechtes ausgehen und darauf gegründet werden.

Zu diesem Endzweck ist drittens ebenso wichtig, dass der erwähnte Unterricht jeder einzelnen Wissenschaft im Zusammenhang mit den Grundkräften der Menschennatur, deren Ausbildung diese Wissenschaft voraussetzt, ins Auge gefasst und praktisch ausgemittelt werde, ob die Mittel und Übungen, durch welche diese Wissenschaft erlernt wird, auch mit dem Gang übereinstimmen, durch welchen die Natur der Kräfte, deren Ausbildung diese Wissenschaft voraussetzt, selber entfaltet wird; und ebenso muss bei dem Nachforschen in dem Gang der Natur in der Erlernung jeder Wissenschaft ausgemittelt werden, was in jeder Wissenschaft die Bestandteile seien, deren Kenntnis dem Kind erstens durch die einfache Anschauung, zweitens durch das Gedächtnis, drittens durch die Einbildungskraft richtig und genugtuend beigebracht werden kann, und wie solche Bestandteile der Wissenschaft einerseits als Mittel der Ausbildung und Übung der Grundkräfte der Natur selber können benutzt, andererseits als bloße Materialien für die Erlernung dieser Wissenschaft können herbeigeführt werden, ehe die Zeit, das Alter und die Geistes- und Kunstkräfte wirklich da sind, die die eigentliche Erlernung dieser Wissenschaft als gebildet voraussetzt, so wie man oft lange vorher Holz und Stein und Kalk und Sand an einen Bauplatz herbeiführt, ehe man daran denkt, das Gebäude aufzuführen, für welches diese Materialien lange zum voraus brauchbar vorliegen.

Ebenso wesentlich ist es für den Endzweck, eine wirkliche allgemeine Volks- und Nationalkultur einzulenken und zu begründen, dass die Bemühungen, Sprache, Zahl und Form als reine Elemente des Denkens zu benutzen, mit der höchsten Tätigkeit und Sorgfalt fortgesetzt und in ihrer Anwendung mit den Elementarübungen, durch welche sich die gemütlichen Kräfte des Glaubens und der Liebe, so wie die Elemente der physischen Tatkräfte unseres Geschlechtes naturgemäß entfalten, in Übereinstimmung gebracht werden.

Dieses offenbare Bedürfnis der Anbahnung einer wahren Nationalkultur führt dann ferner zu der Notwendigkeit, die Zahl und Form als geistige Mittel aller Kunstkräfte mit einer Elementarbildung der physischen Ausübungskräfte aller Kunst, die vorzüglich von der elementarischen Ausbildung des Auges und der Hand abhängen, zu verbinden, und überhaupt die Einführung einer allgemeinen Gymnastik der physischen Kräfte unserer Natur hinzulenken. Es ist auf der einen Seite gewiss, ein Kind, das in Zahl und Form elementarisch genügsam geübt ist, besitzt in sich selbst das Geistige der Kunstkräfte aller menschlichen Berufe in seinem ganzen Umfang, und hat beim Eintreten in irgendeinen Kunstberuf nur noch die mechanischen äußeren Fertigkeiten desselben zu erlernen; auf der anderen Seite ist ebenso gewiss, eine jede Berufsart der männlichen und weiblichen Industrie setzt in ihrer Erlernung eine Stufenfolge der Mittel voraus, die wie in intellektueller, also auch in physischer Hinsicht vom Leichteren zum Schwereren und vom Einfacheren zum Verwickelteren vorschreitet. Diese in der Natur unserer Kräfte liegende Wahrheit ruft in Rücksicht auf die Erlernung aller männlichen und weiblichen Berufsarbeiten einer Spezialgymnastik als wesentliches Vorbereitungsmittel zur Erlernung derselben, und jeder ernste Zweck, auf die wirkliche Erzielung einer Nationalkultur oder Volksbildung hinzuwirken, fordert auch hierfür die Aufmerksamkeit und Tätigkeit der Menschenfreunde.

Es ist aber unmöglich, dass alle diese Mittel und Ansichten einen Realeinfluss auf die Volkskultur selbst haben können, wenn nicht Wege gefunden werden, die diesfälligen Kenntnisse und Fertigkeiten allgemein zu machen. Es ist desnahen unumgänglich notwendig, dass eine gegenseitige Einwirkung der Wohnstubenbildung und der Schulbildung erzielt werde. Nur dadurch allein können diese Kenntnisse und Fertigkeiten zum Gemeingut des Volkes erhoben, und als wirkliche Mittel des allgemeinen Haus- und Landessegens angesehen und benutzt werden. Es müssen also durchaus Probeschulen errichtet werden, in welchen die geistigen und physischen Elementarbildungsmittel des Volkes in ihrer ganzen Reinheit und Ausdehnung den Kindern so weit von Grund auf eigen gemacht würden, dass ein jedes aus dieser Schule austretendes Kind mit Sicherheit imstande sein könne, alle in ihm in der Schule entfalteten Kräfte und beigebrachten Fertigkeiten auch in seinen Geschwistern genugtuend zu entfalten und ihnen beizubringen, wodurch dann der höhere Zweck, die Eltern im Land allgemein in den Stand zu stellen, nicht nur das innere Wesen der Bildung ihrer Kinder, sondern auch die Einübung ihrer äußeren Fertigkeiten in ihren Wohnstuben mit entschiedenem Erfolg zu betreiben, angebahnt und allmählich mit Sicherheit erzielt werden könnte.

Um aber auch nur daran zu gedenken, solche Probeschulen einführen zu können, müsste vor allem aus für das sichere Dasein von Männern gesorgt werden, welche, der Aufgabe einer solchen elementarischen Probeschule mit Erfolg vorzustehen, zuverlässig gewachsen wären, und zwar in Rücksicht auf weibliche Bildung so gut als auf männliche. Es ist also, wenn man die Erzielung einer psychologisch begründeten National- und Volkskultur wirklich will, dringend, dass vor allem aus eine wo immer möglich nicht ganz unbedeutende Anzahl armer Jünglinge und Mädchen von ausgezeichneten Talenten, gesicherter Sittlichkeit und erprobter Tätigkeit ausgesucht und mit der höchsten Sorgfalt zu dieser Bestimmung ausgebildet würden, die in dem ganzen Umfang der elementarischen Entfaltung der menschlichen Kräfte und Fertigkeiten, insoweit sie allgemein anwendbar und in den Wohnstuben des Volkes ausführbar sind, alles das genossen, was diesfalls gegenwärtig noch gegeben werden kann.

Wenn ich nun die sieben Bedingnisse, unter welchen ich selbst die Anbahnung einer wahren, psychologisch tief begründeten Nationalbildung und Volkskultur allein möglich glaube, ins Auge fasse, so finde ich freilich die Sache nichts weniger als leicht. Aber unsere Landesübel sind groß, und wir dürfen nicht daran denken, sie, ich möchte fast sagen, im Schlaf, und mit ganz leichten Mitteln zu besiegen. Ich wiederhole es noch einmal, die Übel unserer Nichtkultur und unserer Volkszurücksetzung in sittlicher, geistiger und physischer Hinsicht haben ihre Quellen in tief feststehenden, in all unser Tun und Sein eingreifenden Ansichten, Gesinnungen, Gelüste und Gewohnheiten unseres allgemeinen Zeitlebens. Ich möchte noch einmal sagen, sie gehen beinahe aus einer feststehenden Weltordnung hervor, und es müssen zur Wiederherstellung besserer Grundsätze und Mittel der Volkserziehung und der Armenbesorgung Maßregeln ergriffen werden, die den Fehlern und Irrtümern, die unseren Übeln zum Grunde liegen, mit Kraft entgegenwirken. Ich weiß indessen wohl, das Ziel der Umwandlung der bestehenden Volksbildungsmittel ist nur durch Zeit und Mut zu erreichen, und ich weiß wohl, dass das, was ich dazu beitragen kann, nur ein Scherflein ist zu dem großen Opfer, das die Menschenfreundlichkeit und Erleuchtung unseres Geschlechtes der Not der Zeit darzubringen hat. Aber eben diese Not der Zeit belebt meine Hoffnung, tausende von Menschenfreunden werden das ihrige zur Erzielung dieses Zwecks beitragen. Ich für mich ließe es mir für mein Leben nicht nehmen, alles in der Welt zu versuchen, um durch mein Scherflein mit der möglichsten Sorgfalt zu diesem Endzweck mitzuwirken.

Ich bin auch wirklich durch den Gang meines Lebens dahin gelenkt worden, in verschiedenen Gesichtspunkten, vielleicht mehr als viele andere, zu diesem Ziel beitragen zu können. Die sieben Bedingnisse, unter denen ich die Anbahnung einer allgemeinen National- und Volkskultur allein möglich glaube, sind größtenteils wesentliche Gegenstände der Nachforschungen und der Tätigkeit meines ganzen Lebens, und für einige sind meine gegenwärtige Lage und Verhältnisse wie geeignet, noch bei meinem Leben und hinter meinem Grab für ihre weitere Prüfung, Forschung und Anbahnung zu wirken. Das Hauptbedürfnis der Zeit, ein Handbuch für die Mütter, besonders in Rücksicht auf die Bildungsmittel, die sie für ihre Kinder in ihrer Hand haben, war von jeher ein Lieblingsgegenstand meiner Nachforschungen, und ich werde, solange ich lebe, mit aller mir möglichen Anstrengung an Beiträgen für dieses wesentliche Mittel der Volksbildung arbeiten; und so wie ich mich in Rücksicht auf dieses erste Bedingnis der Möglichkeit einer anzubahnenden und einzulenkenden Nationalkultur und Volksbildung auch in meinen alten Tagen noch nicht ganz kraftlos fühle, finde ich mich auch in Rücksicht auf die sechs übrigen Bedingnisse dieses Gesichtspunktes durch meine Lage in Iferten nicht unvorteilhaft gelegen. Ich glaube im Gegenteil, es aussprechen zu dürfen, dass es in Rücksicht auf das, was das zweite, dritte, vierte und zum Teil fünfte Bedingnis anbetrifft, nicht leicht möglich wäre, in einer für die Besorgung dieser Bedürfnisse vorteilhafteren Lage zu sein, als an demjenigen Ort, innert dessen Mauern und in dessen Kreis die meisten derjenigen Personen vereinigt sind, die seit dem Anfang meiner Anstalt sich mit Erforschung und Ausführung der Idee der Elementarbildung mit großem Interesse, und mit großer Tätigkeit nach verschiedenen Ansichten, und zum Teil mit einem großen psychologischen Tiefsinn beschäftigt haben. Und so wie unser hiesiges Lokal der Bildung des Personals, welches zur Aufstellung einer, dem Zweck einer real in die Nationalbildung wahrhaft eingreifenden elementarischen Probeschule nach oben berührten Gesichtspunkten des zweiten, dritten, vierten und zum Teil fünften Bedingnisses vorzüglich gut ist, so ist es auch in Rücksicht des fünften, sechsten und siebten Bedürfnisses der elementarischen Volksbildung zur Industrie sicher, dass unser hiesiges Lokal für diesen Zweck grosse Vorzüge hat.

Die gymnastischen Vorübungen der Industrie fordern unumgänglich ein städtisches Lokal, und man wäre für diesen Zweck auf einem Dorf, oder auf einem Landsitz gar nicht wohl; und da die elementarische Gymnastik zur Industrie auf das innigste mit geistigen Bildungsmitteln des Denkens und der Kunst zusammenhängt und wesentlich von denselben ausgeht, so ist unser Lokal für die Bildung von Personen, die als erste Lehrer einer elementarischen Probeschule für die Volksbildung angenommen werden sollen, offenbar das vorzüglichste, das sich beinahe denken läßt, und also auch als bloßes Gebäude ist unser Lokal noch für eine vielseitige Ausdehnung seines Gebrauchs vorzüglich geeignet. Zu den schon gegenwärtig überflüssigen lassen sich auf eine sehr leichte Art noch gegen ein Dutzend kleinere und größere Arbeitszimmer in demselben anbringen.

Auch ist es nicht möglich, die mehreren oder wenigeren Jünglinge, die wir jetzt für unsere Zwecke zu bilden annehmen werden, genugtuend anderswo wohlfeiler zu erhalten. Da das Personal für ihre Bildung, und auch für ihre ökonomische Besorgung schon da ist, und gar nicht als um ihretwillen und für ihre Rechnung angenommen und dastehend angesehen werden kann, so kann ich auch von dieser Seite mit wenigeren Mitteln mehr tun, als irgendein anderer. Man würdigt überhaupt nie genügsam, was ein jedes altes Nest fast in jedem Fall gegen neue Einrichtungen für Vorzüge hat. Nur mein Land ins Auge gefaßt: es ist durch 13 Kulturjahre aus elendem trockenem Wiesenland zum Gartenland geworden, so daß ich auch von dieser Seite mit meinem ganzen Haus wohlfeiler esse, als ich dieses an irgendeinem anderen Ort tun würde, und in jedem Fall ohne eigentliche persönliche Schwierigkeit mehrere junge Leute an meinen Tisch nehmen, und so von allen Seiten vorbereitende Schritte für eine meinen Zwecken genugtuende Armenanstalt leichter machen kann, als es mir sonst an irgendeinem anderen Ort möglich wäre.

Mit einem Wort, die Summe der Vorteile, die ich durch die Länge der Zeit meines Lebens, und die Dauer meiner Verhältnisse für meine Zwecke mir in Iferten angebahnt, sind so groß, daß die Folgen meines Lebens, die, wenn sie von einem Mann, der hier auf dem Platz ist, benutzt werden, ihm gleichsam von selbst in die Hand fallen, kaum zu berechnen sind. Ich muß noch hinzusetzen, das liebliche Iferten hat die ganze Zeit meines hiesigen Aufenthalts mein Unternehmen in einem hohen Grad begünstigt, und ich bin auch sicher, daß ich nicht leicht eine Stadt gefunden hätte, in der mich die kleinlichen Tracasserien, mit welchen man sonst fast an allen Orten neue Unternehmungen, insonderheit den Fremden, erschwert, mich weniger geniert hätten, als es hier geschehen; und ich muß es sagen, das war ein großes Glück für mich. Die Natur meines Unternehmens hätte, ohne gefährdet zu werden, diese Art von Bedrückungen nicht zu erdulden vermögen, und ich muß geradezu bekennen, ohne dieses edle Benehmen der Stadt gegen mich, wäre ich höchst wahrscheinlich den solange gedauerten inneren Gärungen meines Hauses unterlegen. Aber sie hat ihre Übel durch keine Art von Einmischung gichtiger gemacht, als sie schon wirklich waren; keine Art von Klatschereien griffen bis jetzt hierüber in den guten Ton der Stadt; sie blieben bis jetzt in Kreisen und Mäulern, in denen sie von uns ruhig verachtet werden konnten. Wer immer in der Stadt den Lebenstakt hatte, der in solchen Verhältnissen richtig führt, fühlte, daß er über das, was er nicht sehen und nicht hören konnte, auch nicht sein Maul brauchen durfte. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß dieser Umstand über die Möglichkeit meines Bleibens oder Nichtbleibens in Iferten entscheidend einwirkte.Jetzt sind gottlob diese Schwierigkeiten überstanden; aber ich weiß indessen, was ich dem guten diesfälligen Ton der Stadt in den lange dauernden Schwierigkeiten meines Hauses zu danken habe.

Ich kehre in mein Gleis zurück. Das Ziel jeder tiefergreifenden Erziehungsanstalt soll durch ihre Grundsätze, Mittel und Folgen nicht bloß auf die Bildung einzelner Menschen und Stände, sondern auf das Wesen der Menschennatur in allen Verhältnissen und Lagen dahin wirken, daß das Wollen, Kennen und Können des Guten und Nötigen in allen Ständen gleich verbreitet werde, d.h. in denselben gleichen Reiz und Mittel finde, Wurzel zu fassen, zu keimen und zu wachsen. In allen Ständen soll der Mensch dahin gebracht werden, gottesfürchtig, einsichtsvoll, menschenliebend und häuslich und bürgerlich brauchbar zu werden. Die Reize und Mittel zu alle diesem liegen nirgend rein in den Ständen und Verhältnissen des Menschen; sie liegen nur rein in dem höheren und edleren Wesen der Menschennatur selber und in alle dem, was sie rein, heilig und kraftvoll dafür belebt. Allenthalben hingegen liegen in den Ständen und Verhältnissen der Menschen, so wie in seinem Fleisch und Blut Reize und Beweggründe zur Gottesvergessenheit, zur Selbstsucht, zur Lieblosigkeit, Gedankenlosigkeit und Trägheit, kurz zu allem Unrecht und zu aller Torheit des Lebens. Allenthalben soll die Erziehung durch Einsicht und Angewöhnungen die Reize der sinnlichen Schwäche unserer Natur überwinden, und dem Menschen die Fertigkeiten des entgegengesetzten Guten habituell machen, und ihn zu den sittlichen, geistigen und physischen Anstrengungen und Fertigkeiten gewöhnen, ohne die ein höheres und edleres Menschenleben nicht denkbar ist.

Nun aber ist offenbar, daß in den ärmeren Ständen Not und Bedürfnis den Menschen auf eine Weise und mit einer Kraft zum Nachdenken, zur Tätigkeit, zur Selbstüberwindung, zur Anstrengung, zur Mäßigung, zur Geduld und zu tausend Fertigkeiten des Lebens hinführt, wie dieses in den oberen Ständen nicht ist. Die Erziehung muß dem reichen und vornehmen Kind zu vielem, zu sehr vielem durch ihre Kunst Hand bieten, was das arme Kind und das Kind des Mittelstandes gleichsam von selbst hat. Der Unterschied der Standeserziehung besteht auch wesentlich darin, daß das Kind des Reichen durch höhere Einsicht zur Anstrengung und Tätigkeit, hingegen das Kind des Armen durch Anstrengung, durch Mühe und Arbeit zum Denken, zum Überlegen, zu Einsichten und Kenntnissen geführt werden muß.

Beide Wege führen indessen zu gegenseitigen Klippen, deren Gefahren im Mittelstand durchaus geringer sind, als im Reichtum und Armut; und wenn ich mir den höchsten Einfluß der Erziehungskunst als allgemeine Angelegenheit der Menschheit und der Staatskunst denke, so fühle ich, eine Erziehungsanstalt, die auf das Ganze der diesfälligen Bedürfnisse des Menschengeschlechtes Einfluß haben will, muß wirklich hierin trachten, der Menschennatur in all diesen Rücksichten ein Genüge zu leisten. Sie kann das aber nur dadurch tun, wenn sie praktisch ins Licht setzt, daß die wahre Führung zu jeder Art Wissenschaft und Kunst wesentlich von eben den Grundsätzen und Mitteln ausgeht, durch welche das Kind in der niedersten Hütte dahin geführt werden muß, dem engen Kreis seiner häuslichen Verhältnisse ein wahres Genüge zu leisten. Aus diesem Gesichtspunkt erklären sich dann aber die Vorzüge des Mittelstandes für die Erleichterung einer die Menschennatur wahrhaft befriedigenden Erziehung. Der Spruch ist göttlich und alt: "Herr! gib mir weder Reichtum noch Armut, sondern laß mich nur meinen bescheidenen Teil haben!" Auch sind die Vorzüge des Mittelstandes zu allen Zeiten in allen vorzüglichen Epochen und in allen vorzüglichen Staaten erkannt worden, und ich möchte sagen, das Christentum ist die göttliche Führung zu dem Gebet der Weisheit: "Herr! gib mir weder Reichtum noch Armut, sondern laß mir nur meinen bescheidenen Teil", welcher Gedanken auch mit hoher Erhabenheit im Gebet des Herrn mit den Worten: "Gib uns heut unser täglich Brot!" ausgedrückt ist.

Ich verweile mich gern noch einen Augenblick bei diesem Gesichtspunkt. Der arme Mann des Mittelstandes steht dem unbesorgten Armen so nahe, und der Einfluß, den die Kultur des Mittelstandes auf die Bildung des Rechten und Guten im Volk; d.i. auf die wirkliche Volkskultur hat, ist in der Wahrheit seiner Mittel und Folgen so wichtig und überwägend, und ich muß sagen, so wesentlich dem verderblichen Einfluß der Verkünstelung der Reichen und Notabeln, sowie der Roheitsverwilderung der tiefsten Dürftigkeit entgegenwirkend, daß er wahrlich als der Stützpunkt der allgemeinen Landes- und Volkskultur angesehen werden muß, und ganz gewiß die Aufmerksamkeit und die Sorgfalt des Staates und der Menschenfreunde wesentlich, und von dieser Seite wahrlich mehr als die Anstalt für sehr viele wissenschaftliche Fächer anzusprechen geeignet ist.

Der Gesichtspunkt, durch meine Bemühungen auf diesen zurückgesetzten, und vom Zeitgeist beinahe zum Gesindel herabgewürdigten, besonders armen Mittelstand im Volk, und durch denselben gleichsam auf das Herz des Volkes zu wirken, war von jeher eine meiner Lieblingsbestrebungen. Auf der einen Seite findet sich unter dem minder begüterten Mittelstand ganz gewiß die größte Anzahl von Vätern und Müttern, die zu jeder auch noch so schmerzlichen Aufopferung bereitwillig wären, um ihren Kindern eine Erziehung geben zu können, die sie in der Ehrenfestigkeit ihres Standes erhalten würde, und es bei der Kostspieligkeit unserer Anstalten doch nicht vermögen. Auf der anderen Seite sind die Kinder solcher Haushaltungen gewiß in sittlicher, geistiger und Berufshinsicht die vorzüglichsten, die man sich in eine Erziehungsanstalt wüschen darf, und die, wie keine anderen, für höhere Zwecke der Menschlichkeit häuslich vorbereitet, und durch ihre Umstände zum voraus sich geneigt finden würden, in jede Laufbahn einzutreten, in der sie der Menschheit und ihren Standesgenossen dienen, und ihnen und dem Vaterland nützen können, das der Mittelstand im allgemeinen weit besser kennt und weit mehr liebt, als dieses im allgemeinen die meisten Individuen tun, die sich (per Fas und Nefas) über diesen Stand erhaben fühlen oder auch nur glauben, so wie auf der anderen Seite die niederste, ganz eigentumslose Volksklasse, die zu tief versunken ist, um den hohen Segen des Mittelstandes und der wahren Volkskultur richtig zu erkennen und kraftvoll danach zu streben.

So weit schrieb ich am Abend vor der Weihnacht. Ich entschlief, und war ermüdet. Mein Herz war voll von Gedanken und Vorsätzen auf den heutigen Tag. Die Mitternacht nahte und mir träumte, ich arbeite an diesen Blättern fort. Lichthelle Gedanken über meinen Gegenstand flossen aus meiner Feder. Einer hielt mich fest. Ich bearbeitete ihn. Ich schrieb ihn nieder, änderte, besserte, las ihn wieder und wieder und hielt ihn fest, als den wichtigsten meiner Gedanken. Da erwachte ich und meinte, ich denke ihn noch, den Gedanken. Ich meinte, er fülle noch meine ganze Seele. Ich wollte ihn mir selber wiederholen. Es war mir, ich wisse ihn. Ich glaubte, ich wisse ihn, aber ich fand ihn nicht mehr. Ich entschlief wieder, und er war wieder da. Ich lebte wieder in ihm. Ich schrieb ihn wieder nieder, bearbeitete ihn wieder, änderte wieder, besserte wieder, las ihn wieder und lebte wieder in ihm, als im wichtigsten meiner Gedanken, als im höchsten Lichtgedanken, für die Rede und Vorsätze des heutigen Tages. Aber ich erwachte wieder, meinte wieder, er fülle meine ganze Seele. Ich meinte wieder, ich lebe in ihm, als im lebendigsten meiner Gedanken. Ich meinte wieder, ich könne seine Worte auswendig, wie die Worte des Unser Vater. Ich wandte alle Kräfte an, ihn wiederzufinden. Aber es war umsonst, es war mir nicht möglich, auch nur auf die entfernteste Spur desselben zu kommen.

Es war jetzt Mitternacht. Es schlug zwölf Uhr. – Ich hörte es schlagen, die Mitternachtsstunde der Christenfeier über die Geburt des Erlösers; ich hörte sie schlagen, die Feier hoher Gebete und hoher Entschlüsse von Millionen Christen; ich hörte sie schlagen, und schlief wieder ein. Jetzt stand ein armer junger Mensch vor mir. Es schien mir Nacht zu sein, und es war keine Lampe um mich her; aber der junge Mensch stand im Licht des vollen Tages vor mir in meiner Stube. Ich sehe ihn jetzt noch vor meinen Augen. Könnte ich zeichnen, ich fehlte keinen seiner Züge; sonst fallen mir die Menschen fast augenblicklich aus den Augen, aber er blieb mir unvergeßlich. Ich sehe ihn noch, wie er vor mir steht und mich bittet, ihn als einen armen Zögling in mein Haus aufzunehmen. Ich sehe ihn noch. Er bat mich mit Mut. Er gefiel mir. Ich antwortete ihm freundlich: er komme in einem Augenblick, wo ich eben einige arme Jünglinge aufzunehmen suche. Jetzt belebte sich sein Angesicht. Er schien mir in meine Arme fallen zu wollen, nahm wie unwillkürlich meine Hand, und sagte mir: Erinnert Ihr Euch jetzt auch nicht mehr, daß Ihr vor sieben Jahren einen Knaben ab der Straße mit Euch heimnahmt und in Euer Haus aufnehmen wolltet, aber ihn nicht darin behalten konntet. Ich bin dieser Knabe; und es war mir im Traum, wie wenn das wirklich also gewesen. Es war mir, ich sehe ihn noch vor mir, wie ich ihn auf der Straße angetroffen, wie er mir gefallen, wie ich ihn mit mir heimgenommen. Es war mir, ich wisse die Umstände noch, wie und warum ich ihn wieder habe von mir lassen müssen.

Eine unaussprechliche Rührung überfiel mich jetzt, daß der Knabe nach sieben Jahren eben jetzt wieder zu mir kam. Wahrlich, es war mir, wie wenn ihn Gott in diesem Augenblick zu mir sandte, und wie wenn eine Stimme vom Himmel zu mir sagte: Mach', daß du ihn nicht noch einmal von dir wegsenden müssest! Ein Augenblick darauf war mir, als ob ich die Worte: "Mach', daß du ihn nicht wieder fortsenden müssest," auf seinen Lippen lese. Es war mir, wie wenn sie mit Buchstaben geschrieben aus seinem Mund herausfielen, wie in alten Gemälden oft Bibelsprüche, mit gotischen Buchstaben geschrieben, aus dem Mund von Priestern und Laien herausfallen. Meine Rührung war groß. Der Jüngling, der meine Hand nicht verließ, sah meine Rührung. Ich weinte, er nicht. Der Mut, und der Glaube höherer Erwartungen strahlte aus seinen Augen.

Mir war jetzt, ich eile von ihm weg zu Schmid. Ich erzählte ihm, was mir begegnet, bat ihn, mit mir in meine Stube zu kommen, wo der Jüngling noch sei, führte ihn ohne Licht im Dunkel der Nacht zu ihm, der noch, von einem unsichtbaren Licht bestrahlt, wie wenn es heller Tag wäre, vor meinem Bett stand. Jetzt erwachte ich, eilte wirklich zu Schmid, erzählte ihm meinen Traum. Er war noch im Bett. Das Wort, das in mir lag, wie wenn es eine Stimme vom Himmel zu mir geredet, das Wort: "Mach', daß du ihn nicht wieder von dir senden müssest," lag mir schwer auf dem Herzen. Wie wenn der Knabe jetzt noch vor mir stünde, sagte ich Schmid: "Mach', daß ich ihn nicht wieder fortsenden müsse." Er sah meine Rührung. Er sah, daß ich noch wie halbträumend, wie halb verwirrt vor ihm stand. Er nahm mich bei der Hand und sagte mir: "Ich will machen, daß du in nichts, was du jetzt anfängst, wieder aufhören müssest," und er hatte Tränen in den Augen. Aber mehr als seine Tränen, mehr als das Wort des Jünglings war mir jetzt der Gedanke: Es ist Weihnacht, da dir dies alles begegnet. Es ist Mitternachtsstunde der Weihnacht.

Ich verließ Schmid. Der Gedanke, es ist die Nacht, an der jetzt Millionen Christen an das arme Kind der Weihnacht und an seine arme Mutter denken; es ist die Nacht, an der tausend und tausend Arme in Glauben an ihren Erlöser in ihrer Not und in ihrem Elend Gott bitten, daß sie Christen finden, die sich ihrer erbarmen, dieser Gedanke füllte jetzt mein Herz. Ich war allein. Es war Todesstille um mich her. Mein Blut war in Wallung. Es war mir, die Engel der Weihnacht umschweben mich jetzt. Es war mir, ich höre ihren Gesang: "Ehre sei Gott in der Höhe", es war mir, ich sehe die Worte dieses Gesangs in meinem Betsaal an der Weihnacht flammen, wie ich sie oft an der Weihnacht darin flammen sah; es war mir, ich höre Niederer an alter Stelle aussprechen: "Frieden auf Erden, Friede mit diesem Haus". Der Gedanke der Weihnacht füllte mein ganzes Herz und erhob mich zu dem Entschluß, meine menschliche Gabe auf den Altar der göttlichen Weihnacht zu legen, und dem Gesang der Engel der Weihnacht zum Opfer zu bringen.

In der menschlichen Ansicht meines Strebens stand mir der Gedanke vor der Seele: Der Glaube vieler Menschen an dich ist groß, und vielleicht betete in dieser Stunde, in der du also träumtest, mehr als eine fromme liebende Seele, von Christus' Glauben erhoben, für dich und dein Wort, und vielleicht haben viele, viele, von diesem Glauben erhoben, an deinem Werk nicht gezweifelt, und in demselben für deine Schriften unterschrieben. Selbst der heilige Bund schwebte in der Stunde dieser Erhebung vor mir.In welch einer Zeit, sagte ich zu mir selber, fällt dir deine jetzige Stimmung! Ich blieb in derselben, bis es zur Kirche läutete, ging dann in der Erhebung dieser Stimmung zur Kirche, und nahm darin das Nachtmahl des Herrn. Noch ist sie mir gegenwärtig, die Stimmung dieser Stunde und dieses Nachtmahls, und die Rührung, in der ich Gott dankte für das äußerliche Gelingen meines Strebens; wie ich ihn für das höhere innere Gelingen desselben bat, und um die heilige Kraft, die ich selber dazu notwendig habe. Ich brachte den Abend in stillem, feierlichem Ernst bei mir selbst, und mit mir selbst zu. Das Wesen meiner Zwecke und das letzte Ziel, nach dem ich strebe, stellte sich mir lebhaft vor Augen. Ich dachte mir das Heil und den Segen der Armen in der erneuerten Kraft ihrer Wohnstuben. Wahrlich, wahrlich, wie die Krippe, in der der arme Heiland lag, also erschien mir die Wohnstube des Volkes als die Krippe, in der uns das Göttliche, das Heilige, das in der Menschheit sich entfaltet, keimen, aufwachsen und zur Reifung gedeihen soll.

In ihr, in der Wohnstube des Menschen, vereinigt sich alles, was ich für das Volk und den Armen das Höchste, Heiligste achte. – Ihr Heil, das Heil der Wohnstube ist es, was dem Volk allein zu helfen vermag, und das erste, dessen Besorgung für dasselbe not tut. – Von ihr, von ihr allein geht die Wahrheit, die Kraft und der Segen der Volkskultur aus. Wo keine Wahrheit, keine Kraft und kein Segen in der Wohnstube des Volkes ist, da ist keine Wahrheit, keine Kraft und kein Segen in der Volkskultur, da ist keine wirkliche Volkskultur da. Auf sie, auf sie, auf die Wohnstube des Volkes, muß die Menschenfreundlichkeit unseres Geschlechtes einwirken, wenn sie nicht nur den Schein seines Wohls, sondern sein wirkliches Wohl bezweckt. Auf sie, auf sie muß die Menschenfreundlichkeit einwirken, wenn sie nicht bloß die taliter-qualiter-Rettung und die taliter-qualiter-Erhaltung einzelner armer Menschen erzielen, sondern der Armut in ihren Quellen vorbeugen und die Masse der armen Individuen soviel als möglich allgemein zur sittlichen, geistigen und häuslichen Selbstkraft erheben will, ohne die eine allgemeine Vorbeugung der Volksarmut, des Volkselends und des Volksverderbens so wenig denkbar ist, als eine reelle National- und Volkskultur selbst. Nein, es ist unwidersprechlich, es ist keine andere Rettung für's Volk möglich, es ist keine andere Basis der wahren Volkskultur denkbar, als eine weise und kraftvolle Sorgfalt für den guten Zustand der Wohnstube des Volkes; so wie sich in der Wurzel des Baumes der Mittelpunkt aller Kräfte desselben vereinigt, die durch Stamm, Äste und Zweige hindurch in ununterbrochenem Zusammenhang auf die Entfaltung seiner Früchte bis zu ihrer vollendeten Reifung entfalten können und sollen.

Die Idee der Elementarbildung ist ganz aus diesem Streben entstanden, und ich kann alles, was unsere gemeinsame hiesige Vereinigung bisher in dieser Rücksicht getan, für nichts anderes als Bruchstücke von Versuchen ansehen, die Menschenbildung, und, was ebensoviel ist, die Volkskultur oder die Kultur der Anlagen der Menschennatur im Volk, dem Gang der Natur, in der sich ihre Entfaltung in der Wohnstube ausspricht, näherzubringen. Indem ich also den großen Zweck der Menschenbildung oder der Nationalkultur von der Wohnstubenhilfe, und hinwieder die Wohnstubenhilfe von dem Vorschritt der Erziehungskunst durch elementarisch begründete und geordnete Erziehungsmittel abhänglich achte, sehe ich die Elementarbildung im ganzen Umfang ihrer Mittel für nichts anderes an, als für eine Mitwirkung der menschlichen Kunst unseres Geschlechtes, den Menschen durch Glauben und Liebe zu allem Wollen, Kennen, Können und Tun dessen, was er soll, und was recht ist und frommt, hinzulenken, d.h. ihn zu erziehen.

Die echte Menschenbildung ist also, als Fundament der Volkskultur, in ihrem Wesen eine hohe erhabene Kunst, die sich zwar in den Kräften und Trieben jedes unverdorbenen und unverkünstelten Vater- und Mutterherzens in den Kräften, die ihr zum Grunde liegen, laut und rein ausspricht, die aber auch im Verderben unserer Zeitverkünstelung soviel als nirgend mehr da ist. Ihre hohe einfache Kraft liegt zwar in dem Inneren, Höheren und Heiligen der Menschennatur allgemein vor, aber im Verderben unserer Zeitverkünstelung ist Einfachheit, ich möchte sagen in jedem Fall, wo es nur möglich ist, daß sie wahrhaft erscheinen könne, ein seltenes Resultat der höchsten, erhabensten Kunst unseres jetzigen Zeitgeschlechtes und ein kraftvoller gelungener Rückschritt von der Verkünstelungserniedrigung, in der wir leben, zur segensvollen Erhebung der wahrhaften Kunst unseres Geschlechtes.

Ebenso ist die Elementarbildung in ihrem Wesen nichts anderes, als ein erhabener Rückschritt zur wahren Erziehungskunst und der Einfachheit der Wohnstubenbildung. Diese Kunst ist wahrlich erhaben. Ihre Mittel, die wirklichen Mittel der Elementarbildung, sind auch nicht einzelne Gaben des Wissens oder der Kunst, die dem Wasser gleichen, das man in Zubern herträgt und auf den dürren Boden ausschüttet. Dieses ausgeschüttete Wasser verliert sich bald. Der Boden trocknet wieder auf und wartet trocken, bis wieder ein guter Mensch einen neuen Zuber auf ihn ausschüttet, und ihn damit wieder anfeuchtet. Nein, nein, die Mittel der wahren Elementarbildung sind Quellen gleich, die, wenn sie einmal eröffnet, den Boden, den sie segnen, ewig nie wieder auftrocknen lassen. Nein, nein, die Folgen wahrer Elementarmittel sind nicht vorübergehend, sie sind nicht der eitele Genuß einzelner Gaben des Wissens und der Kunst, sie sind reine Belebung der Kräfte der Menschennatur, aus denen das Wissen und Können unseres Geschlechtes ausströmt, wie lebendiges Wasser aus unergründlichen Felsen. Sie sind in ihrem Wesen mit dem Geist und dem Segen des reinen Wohnstubenlebens eins, und die Segensfolgen, die ihre reine Vereinigung mit diesem Leben haben müssen, sind nicht zu berechnen. Wenn ich mich also frage: Was kann und was soll ich zur wesentlichen Begründung einer wahren National- und Volkskultur tun, so muß ich mir antworten: Die Elementarmittel der Geistes- und Kunstbildung in ihrem ganzen Umfang in all ihren Branchen zu einer Einfachheit zu erheben, die sie in den Wohnstuben des gemeinen Mannes anwendbar machen, und dadurch in das Heiligtum des Glaubens und der Liebe hineinführen, der im engen Kreis von Vater, Mutter und Kindern, von Gott selbst als ewig bestehend der Menschheit gegeben und gesichert ist. Und da die Entschließungen des heutigen Tages solche sind, die ich zur Sicherstellung meiner Lebenszwecke hinter meinem Grab notwendig nehmen muß, so muß ich mich über dieselben etwas näher erklären.

Es ist unstreitig, in der Wohnstube einer jeden Haushaltung vereinigen sich die wesentlichen Grundmittel aller wahren Menschenbildung in ihrem ganzen Umfang. In sittlicher und religiöser Rücksicht ist das Band zwischen Vater, Mutter und Kindern gleichsam der irdisch belebte Keim aller Ansichten und Gefühle, die den Menschen durch Glauben und Liebe zu allem Höheren und Ewigen hinführen, und ihn schon im irdischen Genuß der Segnungen der Vater- und Mutterliebe zum höheren Segen der Kindschaft Gottes gleichsam bereiten, und durch den Gehorsam des Glaubens an Vater und Mutter zum Gehorsam des Glaubens an Gott erheben.

In intellektueller Hinsicht geht alles Forschen und alles Nachdenken der Glieder der Haushaltung aus der Liebe, dem Dank und dem Vertrauen hervor, die dieselben untereinander verbindet.

In physischer Hinsicht ist es das Nämliche. Alles Tun der Glieder der Haushaltung, alle Tätigkeit des Vaters und der Mutter in der Besorgung ihrer Kinder, sowie alle Anstrengung der Kinder im Gehorsam gegen ihre Eltern und in der Mitwirkung zu allem Dienst des Hauses, geht hinwieder aus Glauben und Liebe hervor.

So sind Herz, Geist und Hand durch die Verhältnisse der Wohnstube gleichsam sinnlich verbunden zu allem Dienst des Lebens, in aller Gemeinwahrheit, und in allem Gemeinrecht des Hauses, und dadurch wird sie, die Wohnstube eines jeden, der von Gott gegebene Boden aller wahren, zur inneren Befriedigung der Menschennatur hinführenden Volks- und Nationalkultur, die in ihrem Wesen nichts anderes ist, als die Bildung aller Individuen im Volk zu allem Guten und Nötigen, das sie bedürfen; für welche Bildung in der Wohnstube Millionen Kräfte von Gott selbst in eine lebendige Bewegung gesetzt, und auf eine Weise zur Tätigkeit in aller Menschlichkeit, diesem letzten Ziel aller Volkskultur, aufgefordert und belebt sind, wie sie in keinem Verhältnis der Zeit, welchen Namen es immer haben mag, aufgefordert und belebt werden kann.

Was für den Vogel das Nest ist, in dem er dem Ei entschlüpft und aufwächst, und sowohl das Streben als die Ruhe seines ganzen Lebens vereinigt, so ist die Wohnstube dem Volk der Mittelpunkt, in dem und durch den sich alle Kräfte seines Lebens bewegen, und hinwieder darin ruhen. Nimm dem Vogel sein Nest, verdirb ihm sein Nest, so hast du ihm sein Leben verdorben; laß dem Volk seine Wohnstube im Verderben, so läßt du ihm sein Leben im Verderben. Ist seine Wohnstube im Verderben, so ist es nicht mehr Volk, es ist Gesindel, und zwar, menschlicherweise davon zu reden, unheilbares, unerrettbares Gesindel. Ich sage, menschlicherweise davon zu reden; denn ich will gar nicht sagen, daß die Gnade Gottes sich nicht auch in den verdorbensten Wohnstuben an den Individuen derselben kräftig erweise; ich weiß, Gott ruft den Menschen auch in seinem tiefsten Verderben, auch in den Höhlen der Mörder und Räuber zur Buße und zum Glauben, und in seine Arme; aber was den Menschen menschlich zu den Fundamenten seines zeitlichen und ewigen Glücks und seines zeitlichen und ewigen Segens hinführen kann und wirklich hinführt, ist der gute Zustand seiner Wohnstube. Wenn im Menschen selbst alle sittlichen, geistigen und Kunstkräfte als von Gott gegebene Grundkräfte seiner Natur liegen, deren Entfaltung die Volksbildung und Nationalkultur fordert, so liegen in dem guten Zustand der Wohnstube, d.h. in den rein erhaltenen und menschlich belebten Verhältnissen zwischen Vater, Mutter und Kindern alle nötigen Grundmittel zur harmonischen und genugtuenden Entfaltung dieser Kräfte in hohen, von Gott selbst belebten Naturkräften und Naturtrieben. Also ist die Sache der Volkskultur und der Menschenbildung von Gottes wegen im Inneren unserer Natur durch das Dasein unserer Kräfte selbst begründet, und die Mittel der harmonischen Entfaltung derselben zur Begründung der Volkskultur und Nationalbildung sind hinwieder durch die Wohnstuben mit göttlich gegebenen Reizen in uns belebt.

Aber wir haben die Kraft der Wohnstuben in unserer Mitte verödet und zernichtet. Ihr guter Zustand mangelt in unserer Mitte so gut als die Segensfolgen der Nationalbildung und Volkskultur, die aus demselben hervorgehen würden, wenn er da wäre, und es ist dringendes Bedürfnis, daß unsere sittliche, geistige und Kunstkraft dahin gerichtet werde, uns auf diesen Punkt wieder herzustellen, von dem das Verderben unserer Zeit allgemein ausgeht. Es fordert aber auch ein tiefes Eingreifen in die psychologischen Fundamente aller unserer Bildungs- und Unterrichtsmittel, um dieselben mit der hohen Naturkraft, die der Wohnstube eigen ist, in Übereinstimmung bringen zu können, und die Bildungs- und Unterrichtsmittel des Volkes auf eine Weise zu vereinfachen, daß sie auf der einen Seite mehr als Bildungsmittel der Kräfte der Menschennatur, als als Unterrichtsmittel einzelner Kenntnisse und Fertigkeiten des Lebens erscheinen, und anderseits aber in den Händen der Väter und Mütter des Volkes allgemein ausführbar und anwendbar werden. Es ist desnahen wesentlich, daß jedes Kind alles, was es lernt, auch auslerne,d.i. dahin gebracht werde, den ganzen Umfang dessen, was es gelernt, daheim seine Geschwister und allfällig auch eine kleinere oder größere Anzahl fremder Kinder lehren zu können, und zwar in der Vollendung, in welcher es ihm selbst beigebracht worden. Dadurch allein wird das Resultat des Lernens, das Können des Volkes zum Mittel der allgemeinen Ausbreitung der Nationalkultur und der Volksbildung. Dadurch allein dringt das dem Volk nötige Können und Kennen der Einzelnen in die Wohnstuben des Volkes, und bleibt bleibendes und dauerndes Fundament seiner allgemeinen Kultur und ihres Segens. Es ist gewiß, die Wohnstube wird durch das Auslernen der Kinder in allem, was sie lernen, zum Vorhof des Kulturtempels erhoben, der allenthalben da ist, wo Volkskultur und Nationalbildung im Geist und in der Wahrheit stattfindet.

Aber dieser Zustand der Bildung, das Dasein irgendeiner wahren Nationalkultur und allgemeinen Volksbildung ist (ich muß das wiederholen) ohne Vereinfachung der Mittel der Volkskultur nicht denkbar; und ebenso ist die Vereinfachung der Bildungsmittel des Volkes, ohne tiefere Ergründung der allgemeinen Fundamente des Kennens und Könnens im Volk, nicht möglich. Durch sie allein wird auch die Möglichkeit des Auslernens alles dessen im Volk erzielt, wodurch die wahre Nationalkultur sowohl selber herbeigeführt, als der Segen ihres Daseins in ihm erhalten und die Möglichkeit erzielt werden kann, alles dem Volk nötige Können und Kennen in seiner Mitte in algebraischer Progression fortschreitend sich ausbreiten und Fuß greifen zu machen. Aber man kann sich ebensowenig verhehlen, dieses Auslernen allen Kennens und Könnens, das die Nationalkultur dem Volk zu geben bestimmt ist, darf nicht ohne die sittliche Begründung, deren alles Kennen und Können des Volkes bedarf, ins Auge gefaßt werden. Der Mensch, der in Rücksicht auf seinen Einfluß auf Nationalkultur und Volksbildung als ein in irgendeinem Gegenstand ausgelernter Mensch ins Auge gefaßt werden darf, muß seines Auslernens halber dahin gebracht werden, daß er seinen Gegenstand seinen Mitmenschen nicht bloß in geistiger und physischer Hinsicht handwerksmäßig genugtuend auszuüben, lehren kann, sondern auch imstande sei, die religiösen und sittlichen Beweggründe des Ausübens dieses Gegenstandes in seinem Zögling zu beleben und sein Innerstes väterlich und mütterlich zu dieser inneren Ansicht allen äußeren menschlichen Tuns zu erheben. Er muß in seiner Neigung, seinen Zögling durch seinen Gegenstand sittlich zu erheben, ebenso kraftvoll dastehen, als er in physischer und geistiger Hinsicht geschickt ist, ihm diesen Gegenstand äußerlich genugtuend einzuüben und beizubringen. Das Bedürfnis dieses Auslernens ruht ganz auf der Harmonie, zu welcher alle menschlichen Kräfte erhoben werden sollen.

Also erhellt auch von dieser Seite der innige Zusammenhang der Wohnstube des Volkes mit der Möglichkeit der Erzielung einer allgemeinen Volks- und Nationalkultur, und es erscheint auch von dieser Seite als unaussprechliche Wahrheit, alles Können und Kennen des Menschen muß in seinen ersten Keimen von ihr ausgehen; es muß in seinem Wachstum sich in ihr stärken und in seiner Vollendung als hoher erhabener Segen in ihrer Mitte dastehen. Und es erhellt daraus ebenso unwidersprechlich, alle Geistes-, alle Kunst- und alle Erwerbskräfte, die sich außer dem Gleis dieser göttlich begründeten menschlichen Ordnung herumtreiben und nicht im Heiligtum dieses heiligen Tempels der inneren Menschennatur keimen, wachsen und stark werden, sind allgemein, das Wesen allen durch Nationalkultur und Volksbildung zu erzielenden Segens, störende Kräfte. Sie stehen in unserer Mitte da als verderblich einwirkende Kräfte der individuellen tierischen Selbstsucht unserer menschlichen Erbsünde und unseres bürgerlichen Verderbens, und sind für das Ziel der wahren Menschenkultur so entscheidend tödlich, als sie ihre wahren Mittel in ihrem Wesen vergiften.

Wenn ich also meinem Zweck mit unumwundenem Gradsinn entgegengehen und durch meine Subskription dasjenige sicherstellen und befördern soll, was nach meiner Überzeugung für die Anbahnung und Begründung einer wahren Volksbildung und Nationalkultur das Wesentlichste ist, so muß ich durch sie notwendig alles das zu befördern suchen, was zur Begründung, Äufnung und Sicherstellung des guten Zustands der Wohnstube des Volkes beizutragen vermag. Ich bestimme also die Summe von 50000 franz. Livres, die die Subskription mir abtragen wird, als ein ewig unveräußerliches Kapital, dessen jährlicher Zins zu ewigen Zeiten zu nichts anderem angewandt werden darf und soll, als:

1) Zu weiterer und immer fortdauernder Erforschung und Prüfung der Grundsätze und Erfahrungen, durch welche die Mittel der Menschenbildung und des Volksunterrichts immer mehr vereinfacht, und für die Anwendung in der Wohnstube des Volkes geschickt gemacht werden kann.

2) Zur Bildung von in diesem Geist und zu diesem Zweck ausgelernten Volkslehrern und Volkslehrerinnen.

3) Zur Errichtung einer oder mehrerer Probeschulen, in welchen die Kinder in Rücksicht auf elementarisch geordnete und vereinfachte Kenntnisse und Fertigkeiten nach oben berührten Bestimmungen ausgelernt werden sollen.

4) Zu immerwährender Fortbearbeitung eines Mutter- oder Wohnstubenlehrbuches, durch welches die Hausbildungs- und die Hausunterrichtsmittel fürs Volk zu einer immer tiefer eingreifenden Vollendung gebracht werden sollen.

Freunde der Menschheit! Ihr seht, daß der Mittelpunkt aller meiner Bestrebungen auf eine solide Begründung des guten Zustands der Wohnstube hinlenkt, und ich dächte, das tiefe Versinken, in das uns die religiöse und politische, oder vielmehr irreligiöse und unpolitische Unaufmerksamkeit auf dieses Fundament des Volksheils in den neueren Zeiten hingeführt hat, sollte uns für die Erkenntnis dieser Wahrheit und selbst für ein tieferes Fühlen derselben reif gemacht, oder vielmehr uns zu den reiferen Ansichten zurückgelenkt haben, die unsere Voreltern auf Jahrhunderte hinauf hierüber richtiger leiteten, als die Ansichten der Gegenwart unsere Zeitmenschen. Die Geschichte von Europa zeigt, daß unser Weltteil in verschiedenen Epochen sich der Reifung in der Erkenntnis und im Fühlen dieser Wahrheit oft sehr lebendig genähert. Aber um über den hohen Wert des guten Zustands der Wohnstube des Volkes und ihre Allmacht auf die wahre Volkskultur auch in historischer Rücksicht richtig zu urteilen, werfe man nur einen Blick auf die Reformationsepoche, deren drittes Jubelfest wir eben gefeiert haben, und sehe, wie in dieser Epoche jede einzelne Haushaltung durch den damaligen Zeitgeist in ihrer häuslichen Vereinigung einen gemeinsamen Mittelpunkt zur inneren Erhebung des guten Zustands ihrer Wohnstuben, und mit diesem eine Basis einer allgemeinen sittlichen, geistigen und häuslichen Kulturstufe fand, deren Folgen die ersten Fundamente des öffentlichen und allgemeinen Wohlstands der Völker in einem Grad beförderten, von welchem die Länder, die an diesem Vorschritt der Kultur nicht teilgenommen, bis auf den heutigen Tag zurückgeblieben. Es ist notorisch, daß diejenigen europäischen Länder, die in dieser Epoche des Kulturfortschritts der Völker sich vorzüglich belebten, sich allgemein auch zu einer auffallenden Erhöhung der allgemeinen sittlichen, geistigen und Gewerbskräfte der großen Mehrheit der Individuen dieser Länder erhoben. In einfacher Erhabenheit bildeten sich in diesem Zeitpunkt Wohnstubensitten, deren Geist sich im schweizerischen Sprichwort: "Bete und knete!" mit unzweideutiger Klarheit aussprach. Die häusliche Liebe war in diesem Zeitpunkt durch den neu belebten Glauben lebendige und ausgebreitete Liebe zu seinen Glaubensgenossen, aus deren Reinheit dann aber die allgemeine Liebe zu allen Geschlechtern der Menschen, die Kinder Gottes zu werden berufen sind, hervorging. Das Gebet war der Mittelpunkt der damals so lebendigen Erwärmungsmittel für das innere Leben der Liebe, sowie auf der anderen Seite ein aus dem Geist dieses Kulturfortschritts hervorgegangener, tief begründeter und erleuchteter Fleiß das Fundament der damals so belebten Tatkraft der Liebe, und hohes erhabenes Mittel, den Brudersinn der Menschheit und mit ihm den frommen Willen, seinen Nächsten nach allen Kräften zu raten, zu helfen und zu dienen, segensvoll in Ausübung bringen zu können; und in diesem Gesichtspunkt ist es, daß die frühe Vorwelt das Wesen und die Folgen des guten Zustands der Wohnstuben in ihrem Sprichwort: "Bete und knete!" beides in seiner inneren Tiefe und in seiner äußeren Wahrheit richtig aussprach.

Auch hielt sich der erhabene Vorsprung des sittlichen, geistigen und häuslichen Wohlstands der Völker, die an der Belebung dieser Epoche teilnahmen, und der hohe Schwung dieser Kulturepoche in allen Ländern nur solange, als dieselben die hohe Sorgfalt für den Mittelpunkt allen Volkssegens, für den guten Zustand der Wohnstuben der Individuen des Volkes zu erhalten vermochten. Sobald aber die großen ökonomischen Folgen des besseren Erwerbs dieser Staaten den sittlichen und geistigen Segen der Wohnstuben des Volkes überwältigten, und das psychologisch begründete Band ihres guten Zustands aufzulösen vermochten, verschwanden auch in diesen Staaten die Fundamente aller wahren häuslichen, bürgerlichen und sittlichen Individualkraft der Völker und mit ihr die Basis aller psychologisch begründeten und dadurch wahrhaft progressiven Volks- und Nationalkultur.Sobald unser, sich von langem her schreibendes Zeitverderben der Wohnstube beinahe allen ihren reinen und gemeinsam wirkenden Einfluß auf die sittliche, geistige und Kunstbildung des Volkes genommen und den armen Überrest unseres, in seinem inneren Geist und Leben getöteten Hausfleißes zum elenden Mittel gieriger Nachstrebungen nach unersättlichen sinnlichen Genießungen gemacht hat, so ist auch der Unterschied des Nationalglücks der Völker, die an dem damaligen Kulturfortschritt teilgenommen, und derjenigen, die nicht daran teilgenommen, soviel als gänzlich verschwunden, und wir sind in allen Gegenden des Weltteils gemeinsam in der Lage, daß das tiefe Volksverderben unserer Zeit von dem Ruin des besseren Zustands der Wohnstube des Volkes, der ehemals stattgehabt hat, herrührt; und es ist gewiß, daß die Tiefe dieses Verderbens die Unschuld, den Ernst und den Edelmut unseres Geschlechtes in allen Ständen und Verhältnissen aufruft, alles Mögliche zu tun, das erste und allgemeine Fundament des wahren Volkssegens und der wahren Volkskultur, den guten Zustand der Wohnstube des Volkes, wieder zu erneuern.

Werden wir dazu gelangen, das Gefühl der Notdurft des Strebens nach dieser inneren und wesentlichen Erneuerung unserer selbst in die Paläste der Großen, in die Hütten des Volkes und vorzüglich in die Herzen seiner Priester und in den guten Ton seiner höheren und niederen Richterstühle zu bringen, so werden wir ganz gewiß dahin kommen, einen Vorschritt der Nationalkultur anzubahnen, der zwar das Volk in Rücksicht auf seine Glaubensmeinungen nicht trennen, aber auf seine sittliche, geistige und häusliche Bildung, auf seine Erziehung und Armenversorgung segensreiche und bestimmt solche Folgen haben wird, die den reinen und unschuldigen Folgen der Reformationsepoche ähnlich sein werden, und aber durch ihre Natur geeignet sind, keine Art von bürgerlichen Verirrungen und kirchlichen Spaltungen hervorzubringen. Wir dürfen uns aber durchaus nicht verhehlen, daß die Erzielung dieser Zwecke, die durchaus nicht von einseitig menschlich und sinnlich belebten Glaubensmeinungen oder Bürgermeinungen ausgehen, eine desto tiefer psychologisch begründete Anbahnung und Betreibung ihrer Mittel erfordern.

Freunde der Menschheit! Ich habe das meinige nach meinen Kräften dafür getan. Mein Scherflein ist dafür auf den Altar des Vaterlandes und der Menschheit gelegt. Ich habe mich über seinen Zweck jetzt mit Bestimmtheit ausgesprochen, und indem ich mich meines Alters halber in der Lage sehe, daß mein Personaleinfluß auf die Ausführung meiner Zwecke, menschlicherweise davon zu reden, nicht mehr lange dauern kann, so werde ich ungesäumt das Nötige tun, um meine Stiftung auf die sorgfältigste Weise äußerlich zu konsolidieren, und in dieser Hinsicht sogleich Herrn Generalprokureur von Rougemont von Neuenburg, Herrn de Molin, Bankier von Lausanne, Herr Doxat von Turin von Yverdon und Herrn Constançon, ebenfalls von hier, mit welchem letzteren wir schon mit unseren Finanzangelegenheiten im Verhältnis stehen, ersuchen, alle Gelder, die von der Subskription wegen an mich gelangen, zu ihren Händen zu nehmen, für ihre sichere Anlegung zu sorgen und mit mir die Verfügungen zu veranstalten, welche notwendig sein werden, die fortdauernde Besorgung dieses unveräußerlichen Kapitals sicherzustellen, und seine Zinsen alljährlich einer von mir zu ernennenden Direktion zu ihrer Anwendung für berührte Zwecke zu überliefern.

Da nun aber jetzt meine Anstalt unter diesen Umständen, sowohl durch die Gesamtheit meiner Maßregeln, als durch gegenwärtige Erklärung nicht mehr als die Sache des Eigentums oder der Gewerbsamkeit irgendeines Privatmannes angesehen werden darf, sondern von nun an als ein dem Vaterland, der Erziehung und der Armut geweihtes Unternehmen angesehen werden muß, so bin ich überzeugt, Iferten, das die Anfänge meiner Unternehmungen so liebreich begünstigt, werde ebenso freundlich an den Maßregeln teilnehmen, wodurch die Anstalt sich jetzt zu einem bleibenden, öffentlichen Unternehmen zu erheben sucht, so wie es mich freut, durch die höhere Richtung, deren das Unternehmen jetzt fähig zu werden scheint, in die Lage zu kommen, Iferten tätlich meine Dankbarkeit erweisen zu können. Denn ich werde die unbedingte Freiheit und Ruhe ewig nie vergessen, mit welcher ich meine Versuche von Anfang an machen, abändern und erneuern und wieder abändern konnte; ein Umstand, der mir in meiner Lage und bei der Eigenheit meines Unternehmens von der höchsten Wichtigkeit war, welches mir aber anderswo nicht leicht zuteil geworden wäre. Ich weiß aber auch, daß ich die ungestörte Freiheit und Ruhe in meinem Unternehmen ebenso der hohen Regierung des Kantons zu danken habe, und bin überzeugt, Hochdieselbe werde den ausgedehnteren Plan meiner Anstalt mit eben der wohlwollenden Aufmerksamkeit begünstigen, die ich bisher genossen. Da aber ferner mein Unternehmen gegenwärtig, vermöge meiner Stiftung, nicht mehr bloß als eine Kantonalangelegenheit, sondern als ein dem ganzen Vaterland und der Menschheit geweihtes Unternehmen angesehen werden muß, und mir alles daran liegt, daß die Heiligkeit der Zwecke, auf welchen jedes wohltätige Privatunternehmen ruht, auch in Rücksicht auf meine Anstalt in vollem Maß anerkannt werde, und sie von dieser Seite den Segen des obrigkeitlichen Schutzes und Wohlwollens in seiner ganzen Ausdehnung genieße, so werde ich der hohen Tagsatzung die Urkunden meiner Stiftung mit der ehrerbietigen Bitte vorlegen, dieselbe ihres hohen Wohlwollens zu würdigen, und ihr durch ihre Hoheitliche Bestätigung im Vaterland den Eingang zu verschaffen, den sie in ihrer Weisheit ihm vorteilhaft finden wird.

Ich weiß indessen wohl, daß die Summe meiner Subskriptionsgelder für die Zwecke, die durch sie angebahnt werden sollen, ganz unbedeutend ist; indessen achte ich alles, was bisher von meinem ganzen Haus für diesen Zweck vorbereitend getan worden ist, für das wirkliche Kapital unserer Stiftung, das für dasselbe zusammengelegt worden, wozu die gegenwärtige dargebotene Summe bloß als ein Beitrag anzusehen ist. Durch dieses erste Kapital dieser Stiftung, durch die Bestrebungen meines ganzen Lebens und die Mitwirkung Niederers, Krüsis, und so vieler meistens von mir jetzt entfernter Freunde sind zahllose Menschen für die Zwecke unserer Bestrebungen angeregt und belebt worden, und ich bin in Rücksicht auf diese und überhaupt in Rücksicht auf die jetzt so lebhaft erweckte Menschenfreundlichkeit dieser Zeit überzeugt, mein Scherflein wird nicht allein bleiben; viele meiner Zeitgenossen werden, von der Wichtigkeit meiner Zwecke überzeugt, an denselben Teil nehmen, und will's Gott, das Unbedeutende meines Tuns im Bedeutenderen des ihren verschwinden machen. Indessen will ich von meiner Seite bei meinem Leben noch alles tun, meine für meine Zwecke so kleine Gabe wo möglich noch etwas zu verstärken. Ich habe noch einige angefangene Manuskripte, an deren Ausarbeitung ich, soviel mir Zeit und Kräfte erlauben, unermüdet arbeiten werde, und den Subskriptionsertrag auch von diesen will ich, in Übereinstimmung mit dem, was ich in Rücksicht auf alle meine Schriften getan habe, dem Fond meines unveräußerlichen Stiftungskapitals zuschlagen.

Ich gedenke auch noch im Laufe dieses Jahres ein Journal unter dem Titel: "Stiftungsblätter von Iferten" zu eröffnen, das ganz den Nachforschungen über Erziehung und Armut gewidmet sein soll. Ich hoffe, Alter, Erfahrung und Lebensverbindungen setzen mich in die Lage, diese Gegenstände mit Einfachheit, Vielseitigkeit und Wärme ins Auge zu fassen und zu behandeln. Ich werde auch nicht ohne, in meine Gesichtspunkte eintretende Mitarbeiter bleiben, und da ich das Journal als ein einzig den Zwecken der Stiftung gewidmetes Unternehmen ansehe, dafür sorgen, daß die Bemühungen dafür durch meinen Tod nicht unterbrochen werden. Auch das Journal soll auf Subskription gedruckt und der Ertrag der Subskriptionsgelder in Übereinstimmung mit dem, was ich mit meinen übrigen Schriften getan habe, dem Kapital meiner Stiftung zugeschlagen werden; und ich bin überzeugt, mein Zeitalter wird mir auch diesen Schritt zu meinem Ziel durch seine Teilnahme erleichtern. Überhaupt darf ich jetzt an dem fortdauernden Wachstum der Mittel zu meinen Zwecken nicht mehr zweifeln. Das Glück, das ich beim Beginnen meiner jetzigen Mittel genieße, dieser neue Sonnenblick in mein altes dunkles Gewitter, gibt mir Mut und macht mich an mein weiteres Glück glauben, wie wenn ich seiner sicher wäre. Ja, ich bin seiner sicher. Der Herr hat geholfen; er wird ferner helfen. Auch die Menschen haben mir zu meinen Zwecken geholfen, wie ich es nie hätte hoffen dürfen. Die Art, wie Herr Cotta meine Zwecke begünstigt, ist außerordentlich. Ich will auch seine diesfälligen, meinen Zwecken so wohltätigen Gesinnungen benutzen, soviel ich kann.

Ich mache ihm jetzt Vorschläge, nicht bloß die jetzige Auflage meiner Schriften, sondern das Eigentum derselben für immer an sich zu bringen. Ich zweifle an seiner diesfälligen Gewogenheit nicht, und geschieht dieses, so wird mich das im gegenwärtigen Vorschritt für meine Zwecke sehr erleichtern; denn ich kann mir nicht verhehlen, daß die Maßregel, beinahe alles, was ich habe, zu einem unveräußerlichen Kapital zu machen, meine Kraft in Betreibung dessen, was gegenwärtig für meine Zwecke von meiner Seite und zum Teil durch mich selbst getan werden könnte, in einem hohen Grad schwächt.

Indessen waren die Gründe hierfür überwägend, und ich mußte also handeln, und bleibe in allen Rücksichten bei dieser genommenen Maßregel fest. Nach den gleichen Grundsätzen werde ich auch die Ressourcen meiner jetzigen Anstalt von diesem Augenblick an nicht mehr als die Sache meines Eigentums und des Eigentums der meinigen ansehen, sondern als eine rein moralisch bestehende, und in ökonomischer Hinsicht sich selbst allein dienende Anstalt, deren reiner Ertrag in jedem Fall nicht mir, sondern meinen Zwecken geweiht sein soll.

Ich tue auch dieses, ungeachtet die Anstalt noch gegenwärtig mit beträchtlichen Schulden beladen ist, und die ich durch diesen Schritt, ohne Hoffnung einiger Wiedererstattung, auf meine Partikularrechnung nehmen muß, und zwar unter Umständen, wo ich mich auf meine Personalressourcen sehr vielen Einschränkungen unterziehen muß, um nicht durch meine Personalbedürfnisse mit meinen öffentlichen Besprechungen in Kollision zu kommen.

Indessen darf man sich gegenwärtig von dem reinen Ertrag meiner Anstalt nach allen Vorfallenheiten der letzten Jahre eben nicht vieles versprechen; es könnte gar leicht sein, daß ich sie noch mit anderweitigen Ressourcen unterstützen müßte. Aber das kann und wird hoffentlich auch anders kommen; aber für einmal ist es meine Pflicht, das Publikum auf meine diesfällige Lage aufmerksam zu machen, damit es nicht auf das Fundament meiner gegebenen Versprechungen zuviel erwarte.

Aus dem nämlichen Grund muß ich das Publikum auch auf diesen Umstand aufmerksam machen, daß die Herausgabe meiner Schriften sich erst im dritten Jahr vollenden wird, daß ich folglich auch von dieser Seite nicht in der Lage bin, gegenwärtig die Zwecke meiner Stiftung in ihrer ganzen Ausdehnung und mit dem ganzen Umfang der Mittel, die ich dafür bedarf, zu befördern, und den Hoffnungen, die ich darüber erregt, ein Genüge zu leisten; was ich aber zur Vorbereitung und Anbahnung dieses, meinen Zwecken besseren Zustands meiner Lage durch die Mittel, die gegenwärtig in meiner Hand sind, immer tun kann, davon will ich will's Gott nichts versäumen. Diese Vorbereitungsschritte für meine Zwecke will ich zum Teil von hier aus, zum Teil von meinem Gut im Aargau aus, besorgen.

Es ist jetzt fünfzig Jahre, daß ich auf diesem Gut mit einer edlen jungen Frau die höchsten Ideale der Volksbildung und Volksversorgung geträumt und tätige Hand zu diesen Zwecken angelegt. Sie scheiterten zwar, diese Pläne. Ich verlor dabei mein Vermögen und lebte mit meiner, sich für meine Zwecke aufopfernden Gemahlin eine lange, lange Reihe von Jahren in namenlosem Elend, ja, in namenloser Mißkennung und Hintansetzung. In diesen Umständen hätte ich durch den Verkauf meines Gutes die Leiden meines Lebens mir in ökonomischer Hinsicht merklich erleichtern können; aber ich vermochte es nicht über mein Herz zu bringen, diesen alten Sitz, beides meiner Jugendträume und meiner Lebensleiden zu verkaufen, und erhöhte dadurch den Drang meiner Umstände diese lange Zeit über sehr stark; denn ich vermochte es nicht, das Gut durch die nötigen Geldvorschüsse in einen abträglichen Zustand zu bringen. Es aß wirklich täglich mit mir aus der Schüssel meiner Armut und war bei meinen damaligen äußerst kleinen Ressourcen in einem hohen Grad auffressend für mich, und ich vermochte es nicht, mich dieser unter meinen Umständen mich äußerst drückenden Last zu entladen, und dasselbe zu verkaufen. Der Gedanke: Vielleicht kannst du noch, ehe du stirbst, den Faden deiner Zwecke an dem Ort wieder anknüpfen, wo du ihn hast abbrechen müssen – dieser Gedanke schwebte mir immer vor meiner Träumerseele, und meine Hoffnung, noch zu diesem Ziel zu gelangen, verließ mich nie. – Jetzt ist es da. –

Mit welcher Erhebung, mit welcher Wehmut spreche ich es jetzt aus! Nach fünfzig Jahren einer mir durch kindischen Leichtsinn zugezogenen Prüfung bin ich jetzt auf dem Punkt, den Faden meiner Jugendträume wieder da anzuknüpfen, wo ich ihn vor so langer Zeit habe liegenlassen müssen. Aber die Freundin meiner Jugend, die sich den unreifen Träumen meiner Jugend aufgeopfert, ist nicht mehr da. Sie liegt hier unter meinen Nußbäumen in Iferten im Grab, und sieht den endlichen Sieg, zu dem Gott mich durch den Segen ihrer Lebensaufopferung am Ziel meiner Laufbahn noch hinführte, nicht mehr. – Möchte sie ihn doch noch sehen! – Eiteler Wunsch. – Sie trägt die Krone der Überwindung im besseren Leben; aber ihrem Angedenken will ich Neuhofs Trümmer zum Dienst der hohen Endzwecke, denen sie sich mit mir weihte, wieder aufbauen. Ich kann es, und soll es. Das Gut ist für eine Armenanstalt, besonders nach den beschränkten Ansichten, nach welchen dieser Gegenstand jetzt ins Auge gefaßt wird, sehr wohl gelegen, und ich finde für das, was sich jetzt diesfalls auf dem Hof tun läßt, und was man jetzt diesfalls beinahe allein sucht und fast allein suchen kann, genügsame Mittel.

Die Einzelversorgung armer Kinder, die jetzt im Vaterland fast in zahlloser Menge Brot suchen, ist im Vaterland dringender geworden, als sie in meinem Leben je war, und da die Mittel für die Erzielung dessen, was für die Zwecke meiner Stiftung wesentlich und notwendig ist, noch nicht in meiner Hand sind, sondern erst angebahnt und vorbereitet werden müssen, so erquickt es mein Herz, von dieser Seite der Not des Augenblicks Hand bieten zu können und mein Gut dazu zu benutzen. Ich werde auch ungesäumt, d.h. im Laufe dieses Sommers, die nötigen Anstalten und Vorkehrungen treffen, teils Gebäudes halber, teils des Personals halber, das dazu notwendig ist, um eine Anzahl armer Kinder, beiderlei Geschlechtes, auf dem Gut aufnehmen zu können, und sie in landwirtschaftlicher und industriöser Hinsicht den Grad der Bildung genießen zu machen, der durch die Mittel, die gegenwärtig in meiner Hand sind, erreichbar ist.

Indessen aber muß ich es mir förmlich verbitten, das, was ich diesfalls jetzt auf Neuhof werde tun können, als die Probeschule anzusehen, die ich nach den höheren Zwecken meiner Stiftung einzurichten und anzubahnen gedenke. Sie darf höchstens als ein Teil der Vorbereitungs- und Anbahnungsmittel zu diesen Zwecken angesehen werden. Die wesentlicheren und tiefergreifenden Vorbereitungsanstalten für meine eigentlichen Stiftungszwecke müssen von Iferten aus besorgt und angebahnt werden.

Freunde! Ihr wißt, wie sehr es im Geist dieser Zwecke liegt, die Gleichheit des inneren Wesens der Erziehung der Kinder aus allen Ständen, sowie die notwendige Ungleichheit ihrer äußeren Erscheinung durch die Resultate praktischer Versuche darzutun, und besonders die Natur der Eigenheit, die in den äußeren Erziehungsmitteln der Kinder der Armen, des Mittelstandes und der Reichen, selbst bei der reinsten Festhaltung des inneren Wesens aller Bildungsmittel der Menschennatur dennoch stattfindet, in ein entscheidendes Licht zu setzen.

Bei diesem festgehaltenen Endzweck meiner Bestrebungen muß mir alles daran liegen, meine hiesige Anstalt in Rücksicht auf die Bedürfnisse einer wohlbegründeten wissenschaftlichen Bildung in einen sich immer mehr verbessernden Zustand zu bringen. Es muß mir diesfalls besonders daran liegen, einerseits für das immer weitere Vorschreiten der elementarischen Entfaltungsmittel der menschlichen Natur in ihrem ganzen Umfang zu sorgen, anderseits aber auch die stufenweise psychologische Anwendung dieser Kräfte mit ebenso psychologisch begründeten und stufenweise geordneten Unterrichtsmitteln in den wissenschaftlichen Fächern in elementarische Übereinstimmung zu bringen. Ohne dieses ist die Erzielung einer wesentlichen Einwirkung auf die Bedürfnisse der Bildung, deren Kinder aus wohlhabenden und höheren Ständen bedürfen, nicht denkbar. Aber ebenso wesentlich ist es für die Zwecke einer wohl zu begründenden Volksbildung und Nationalkultur, auch die Mittel, die eine genugtuende Bildung des Mittelstandes zu erzielen geeignet sind, mit der höchsten Sorgfalt vorzubereiten und anzubahnen. Es ist unwidersprechlich, daß in diesem Stand die größten Kräfte zur Beförderung der Anbahnung einer wahren National- und Volkskultur liegen, und ich muß hier bestimmt sagen, Kinder aus dem ärmeren Mittelstand haben in Rücksicht auf die allgemeine Stimmung, die die größten Resultate einer guten Erziehung hoffen läßt, außerordentliche Vorzüge, und sind besonders in Rücksicht auf die Einschränkungen und Überwindungen, die eine ökonomisch beschränkte Erziehung fordert, weit besser gewohnt, als die Kinder der durch Armut in Gedankenlosigkeit, Sorglosigkeit und Unordnung tief versunkenen Volksklasse.

Von den Kindern der sich über den Mittelstand erhoben fühlenden und sich nicht mehr zu ihnen zählenden Reichen will ich gar nicht mehr reden. Aber von der Überzeugung des Bedürfnisses, für den Mittelstand, und zwar nicht um seiner selbst, sondern um der ersten und wesentlichsten Bedürfnisse des Vaterlandes willen hierin vorzügliche Vorsehung zu tun, ergriffen, will ich sogleich in Iferten Einrichtungen treffen, nach dem Verhältnis der die gewöhnliche, vergleichungsweise niedere Pension zahlenden Zöglinge, eine Zahl, und bestimmt je den dritten Zögling um den Preis von im Mittelstand beschränkten, braven Eltern anzunehmen. Aber ich muß mich dabei erklären, daß dieses nur von Kindern von vorzüglichen Talenten und bis auf ihr Eintreten bei mir sittlich und religiös erzogenen Kindern beschränkt sein kann; und da solche Kinder bei Haus ökonomisch beschränkt erzogen und durchaus nicht täglich an Wein und Fleisch gewohnt sind, so werde ich für diese Kinder in meiner Anstalt einen eigenen Tisch errichten, der ihren Bedürfnissen vollkommen genugtuend, aber etwas sparsamer sein wird, als der Tisch der die Pension ganz zahlenden Zöglinge. Ich weiß aber freilich wohl, daß die Zeitmenschlichkeit darüber ein großes Geschrei erhebt, daß man Kinder, die unter dem gleichen Dach wohnen, nicht ungleich erhalten solle. Ich muß aber nur lächeln, und der Rat: Versage du einem Kind den Eintritt in dein Haus, versag' ihm eine Handbietung, die sein Lebensglück werden könnte, weil du ihm nicht Fleisch und Wein, sondern nur Fleisch und Gemüse zu geben vermagst – diesen Gedanken finde ich nicht erhaben. Nein! Ich finde den Rat nicht erhaben: Verhärte dein Herz gegen die Bitte eines solchen Kindes, und verschließ dein Ohr der Bitte seines Vaters und dein Auge der Träne seiner Mutter, weil sein Kind in deinem Haus verdorben werden könnte, wenn es darin andere Kinder Fleisch essen und Wein trinken sehen würde und selber von beiden keines bekäme. Ich werde mit diesen Kindern an einem Tisch essen und Mittel finden, sie über das Lächeln zu machen, was die affektierende Zeit als Ursache ihrer tiefsten Kränkung und ihres sittlichen Zugrundegehens verschreit, und sie indessen gewöhnlich ohne Hilfe und ohne Trost sich selbst überläßt.

Die Aufnahme solcher Kinder aus dem ärmeren Mittelstand ist für das Wesentliche und Ganze meiner Zwecke ebenso wichtig, als die Errichtung einer Anstalt für ganz arme Kinder, die denn freilich notwendig landwirtschaftlich begründet, ein hierfür geeignetes Lokal haben muß. Aber auch von ganz armen Kindern aus der niedersten Volksklasse werde ich einige 15 bis 16jährige Jünglinge in die Anstalt in Iferten aufnehmen, und trachten, sie zu einer vollendeten Brauchbarkeit in den höheren Zwecken meiner Bestrebungen auszubilden.

Freunde und Brüder! Indem ich jetzt, gleichsam von Euch Abschied nehmend, den ganzen Umfang meiner Zwecke ins Auge fasse und Euch die Mittel darlege, durch welche ich das Äußerste versuche, die Zwecke meines Lebens forthin zu begründen und über mein Grab hinaus sicherzustellen, erblicke ich in Eurer Mitte meinen einzigen Nachkömmling.