Als Prediger setzen sich Ewald und Häfeli in ihren kirchlichen Ämtern sowohl in der theoretischen Auseinandersetzung als auch in der praktischen Umsetzung für die Verbesserung des Schul- und Erziehungswesens ein. Ihre Hauptintention richtet sich dabei zunächst auf die Einrichtung einer als Musteranstalt geführten Bürgerschule, die "junge Bürgerssöhne beyder Confessionen" aufnehmen soll, "welche zur Erlernung von Handwerken und Professionen, zu den verschiedenen Zweigen des Detailhandels, oder zu andern Arten des Erwerb- und Kunstfleisses bestimmt sind". (Ewald / Häfeli: Vorstellung an Bremens patriotische und edelgesinnte Bürger die Errichtung einer Bürgerschule betreffend. - Bremen 1798, S. 5.) Das unter dieser Zielsetzung von ihnen in den Jahren 1799-1803 geführte Institut wird im schulreformerischen Sinn zum Ausgangspunkt einer Lehrerseminargründung und der Herstellung des persönlichen Kontaktes zu Pestalozzi: In einer auf den 15. Nov. 1803 einberufenen Versammlung beschließen die Förderer, Gelder zur Verfügung zu stellen, "um nach der Wahl der bisherigen Inspectoren der Bürgerschule einen jungen, dazu tüchtigen Mann, von welcher Confession er sey, auszuwählen, um ihn nach Burgdorf zu schikken, um sich dort in dem Pestalozzischen Institute selbst, mit dieser Lehrart, bekannt zu machen." (J.L. Ewald / J.C. Häfeli: Promemoria vom 16. November 1803. Staatsarchiv Bremen 2-T.5.b.5.m Privatunterricht. Bürgerschule der Herren Prediger Ewald und Haefeli, 1799, Bl. 1 u. 2 der Schrift.) Bereits im Jahre 1802 entsenden Ewald und Häfeli den in ihrer Bürgerschule angestellten Lehrer Jakob Blendermann zur Ausbildung in der neuen Lehrart nach Burgdorf. Da die - in dem sich daran anschließenden persönlichen Briefwechsel - diskutierte Frage, ob nicht auch die Erziehung zum christlichen Glauben auf der Grundlage des Bibelstudiums nach dem von Pestalozzi für die intellektuelle Bildung beschriebenen Stufengang erfolgen müsse, für Ewald keine befriedigende Antwort findet, reist er - wahrscheinlich an Stelle des von der Stifter-Versammlung der Bürgerschule vorgeschlagenen Lehramtskandidaten - nun selbst nach Münchenbuchsee, um die von Pestalozzi praktizierte Methode einer eigenen Prüfung zu unterziehen. (Vgl. Fortschritte der Pestalozzischen Lehrart in Bremen. In: Irene. Eine Monatschrift, May 1804, S. 69.) Nach seiner Rückkehr hält Ewald im Winter 1804/05 im Museum 10 Vorlesungen über den "Geist der Pestalozzischen Bildungsmethode", in denen es ihm nicht darum geht, "Pestalozzi's Styl, an einzelnen Aeusserungen, an kleinen oder großen Fehlern in der Ausführung zu kritteln, sondern den Geist des Ganzen in's Auge zu fassen". (Ewald, Johann Ludwig: Geist und Vorschritte der Pestalozzischen Bildungsmethode, psychologisch entwickelt. - Mannheim / Heidelberg 1810, S. XVI.) In der letzten Vorlesung kommt Ewald zu der Schlußfolgerung, daß mit Hilfe der Pestalozzischen Lehrart eine kostensparende Verbesserung des Land- und Elementarschulwesens eingeleitet werden könne: "An sich ist allerdings die Methode besser als irgend eine andere geeignet, um bei den Kindern des Landmanns und von Landschulmeistern angewendet zu werden, weil sie von Seite der Lehrer wenig Vorkenntnisse, nur gesunden Menschenverstand, und einige Uebung in ihrem Mechanismus erfordert, bei den Kindern aber das Denkvermögen, früher als irgend eine andere, in Anspruch nimmt." (Ewald, Johann Ludwig: Geist der Pestalozzischen Bildungsmethode, nach Urkunden und eigener Ansicht. Zehn Vorlesungen. - Bremen 1805, S. 282.) Einige Jahre später erweitert Ewald seine positive Einschätzung auch auf die städtischen Trivialschulen, wobei er vorschlägt, die künftigen Lehrer zunächst zur Ausbildung nach Yverdon zu entsenden, dann aber zur schnelleren Verbreitung der Methode im eigenen Land auch Lehrerseminare einzurichten. 1807 erscheint Ewalds dreibändiges Handbuch "Die Kunst ein gutes Mädchen, eine gute Gattin, Mutter und Hausfrau zu werden" in der vierten Auflage, das sich an ausgewiesenen Stellen auf Pestalozzis Pädagogik bezieht, indem z.B. auf die Benutzung des Pestalozzischen "ABC der Anschauung" sowie unter Bezug auf die Schrift "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" auf die Stiftung des "religiösen Sinns" durch das Gebet verwiesen wird oder sich im 16. Kapitel auf den "Erste(n) Unterricht der Kinder nach Pestalozzi" bezieht. (Vgl. Ewald, Johann Ludwig: Die Kunst, ein gutes Mädchen, eine gute Gattin, Mutter und Hausfrau zu werden, Bd. 3. - Vierte verm. u. verb. Aufl. Frankfurt am Mayn 1807, S. 77, 92f u. 104-127.) Nach Veröffentlichung dieser Schrift wechselt Ewald in ein Kirchenamt nach Karlsruhe, so daß seine Einflußmöglichkeit auf die weitere praktische Umsetzung der Pestalozzischen Lehrart in Bremen begrenzt bleibt.