Der politische Pestalozzi

Adalbert Rang

Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1967, 281 S. (Frankfurter Beiträge zur Soziologie; 18)

Adalbert Rang ist darauf bedacht, in seinem Buch das Werk Pestalozzis in die konkrete Geschichte und in die Gesellschaft zurückzuholen. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Politiker nicht weniger als dem Pädagogen. Rang geht vom Verhältnis Pestalozzis zur Französischen und Helvetischen Revolution aus. Dabei läßt er in der Untersuchung den individuell-biographischen Aspekt hinter sich: er reflektiert beständig auf die ökonomisch-gesellschaftliche Situation der Schweiz um die Wende des neunzehnten Jahrhundert.

Rang betont, nicht den Anspruch zu haben, um jeden Preis die "Einheit" von Pestalozzis Entwicklung zu demonstrieren. Widersprüche im Leben und Werk Pestalozzis werden von Rang in der Arbeit durch Konfrontation von Äußerungen aus verschiedenen Lebensperioden überhaupt erst in ihrer Tiefe sichtbar gemacht.

Rang zeigt auf, daß Pestalozzi als Zeitgenosse des Absolutismus, der Revolutions- und der Restaurationszeit auf jede dieser Epochen anders reagiert habe. Um Pestalozzi geschichtlich und soziologisch verstehen zu können, müssen nicht nur seine im engeren Sinne politischen Schriften, sondern auch die anthropologischen, kulturphilosophischen und pädagogischen Werke berücksichtigt werden. Schriften wie die "Nachforschungen" und "An die Unschuld" werden von Rang herangezogen und nach ihrem historischen Gehalt, ihrer politischen und gesellschaftliche Relevanz befragt. Rang ist es dabei wichtig nicht die heute übliche Reduktion der "Nachforschungen"auf deren anthropologischen Ansatz vorzunehmen, sondern Pestalozzis "Buch über den Menschen" zunächst als das zu verstehen zugeben, was es zumindest Pestalozzi auch bedeutet: seine "Philosophie der Politik".

Rang versucht mit seiner Arbeit zu zeigen, daß bei Pestalozzi "Einheit" selbst noch im Auseinanderweisenden, "Zusammenhang" selbst noch im Widersprüchlichen vorliegt. Einheit aber soll sich hier nicht von der Methode , sondern allein von der Sache her ergeben. Das bedeutet, daß Rang jene Widersprüche weder vorschnell harmonisieren möchte, noch gar durch Ausklammerung beseitigen will. Rang hat das Ziel, sie beim Namen zu nennen, zueinander in Beziehung zu setzen und sie historisch und soziologisch zu erklären.

Mit einem Nachwort beendet Rang seine Arbeit. Darüber hinaus führt er eine mehrseitige Zeittafel, Belege und Anmerkungen zum jeweiligen Kapitel, sowie ein mehrseitiges Literaturverzeichnis (Quellen und Sekundärliteratur) auf.

Biographische Angaben zum Autor:

Dr. phil. Adalbert Rang, geboren am 5. März 1928, Promotion 1964, 1971 Prof. für Historische Pädagogik, Verfasser zahlreicher Schriften und Beiträge.

(AR)