Pestalozzi und Rousseau. Pestalozzi als Vollender und als Gegner Rousseaus

Fritz-Peter Hager

Bern, Stuttgart: Haupt, 1975, 55 S. (Erziehung und Unterricht ; 17)

Fritz-Peter Hagers Arbeit über das Verhältnis Pestalozzis zu Rousseau ist die schriftlich ausgearbeitete Fassung eines zweistündigen Vortrages, welchen er bei der Pestalozzi-Tagung der Stiftung Lucerna 1973 gehalten hat. Mit dieser schriftlichen Kurzfassung wendet sich Hager vor allem an Studenten der Pädagogik und Lehrer, die einen Einstieg in die Problemstellung der hier verfolgten Zusammenhänge machen und selbständig an den Problemen weiterarbeiten möchten.

Hagers Anliegen ist es, das Problem aufzuzeigen, daß Pestalozzi in seinem Denken von Rousseau abhängig sei, jedoch an Rousseau Kritik übe und sich von ihm distanziere. Dabei betont Hager, daß es unmöglich erscheint, die Beziehung Pestalozzis zu Rousseau darzustellen, ohne nicht auch auf die Grundthematik des Denkens von Rousseau ebenso wie auf diejenige Pestalozzis selbst einzugehen.

Die Bedeutung Rousseaus für Pestalozzi greift Hager zusammenfassend schon in der Einleitung auf. Hier führt er den Vergleich zwischen Pestalozzis "Schwanengesang" und dem Erziehungsroman "Emile". Beide Werke erscheinen etwa zur gleichen Zeit, Pestalozzi selbst bezeuge, daß "sein eigener im höchsten Grad unpraktischer Traumsinn von diesem ebenso in höchstem Grad unpraktischen Traumbuch enthusiastisch ergriffen" werde. (S. 9) Hager schreibt an dieser Stelle: "Die Hauserziehung sowie die öffentliche Erziehung aller Welt und aller Stände erschien dem Jüngling Pestalozzi unbedingt als eine verkrüppelte Gestalt, die in Rousseaus hohen Ideen ein allgemeines Heilmittel gegen die Erbärmlichkeit ihres wirklichen Zustandes finden könne und zu suchen habe. Als Vorbild also hat Pestalozzi Rousseau gerade auf dem Gebiete der Erziehungslehre in jenen Jahren angesehen, die für die Geistesrichtung des ganzen späteren Lebens die entscheidenden zu sein pflegen". (S. 9)

Hagers Arbeit schließt mit Anmerkungen ab, die zahlreiche Hinweise für das weitere Studium bieten. Im Literaturverzeichnis (Auswahlbibliographie) gibt Hager einige Werke an, die er zum Weiterstudium der verfolgten Problemstellung empfiehlt, ohne sich dabei mit den in der Sekundärliteratur vorliegenden Methoden und Resultaten zu identifizieren.

Biographische Angaben zum Autor:

Fritz-Peter Hager (1939-1997) war bis zum Tod Prof. für Historisch-Systematische Pädagogik am Pädagogischen Institut der Universität Zürich. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete Hager intensiv an Themen der Pestalozzi-Forschung. Er ist durch zahlreiche Publikationen u. a. zum philosophischen und pädagogischen Platonismus, zur Aufklärungsphilosophie und Aufklärungspädagogik, zu Pestalozzi und Rousseau hervorgetreten.

(AR)