Johann Heinrich Pestalozzi - Bürger der Revolution

James Guillaume

Zürich : Limmat, 1977 : 75 S.

1792 verlieh die französische Nationalversammlung an 18 Ausländer, unter ihnen auch Johann Heinrich Pestalozzi, das französische Bürgerrecht. Pestalozzi hatte diese Auszeichnung mit Freude angenommen und schwor, sich voll in den Dienst des neuen Vaterlandes zu stellen. In der Folgezeit verteidigte Pestalozzi in zahlreichen Schriften die Französische Revolution und die Helvetische Republik.
Guillaume behandelt in seinem Buch, das mit dieser Ausgabe erstmals in deutscher Sprache erschien, die Schweizer Geschichte nach 1790. In dieser Zeit drangen verstärkt die Ideen der Französichen Revolution in die Schweiz ein und bestärkten eben den Widerstand, den die unterdrückte Bevölkerung dem damals herrschenden Regime entgegenbrachte. 1798 wurde dieser Widerstand mit Hilfe der Französischen Armee gestürzt und ein neuer Einheitsstaat begründet. Die Anhänger der Revolution versuchten nun, ihre Grundsätze von Freiheit und Gleichheit in der politischen Praxis umzusetzen.
" Der jurassische Anarchist James Guillaume, sah in Pestalozzi zweifellos den schöpferischsten und kühnsten Denker und Schriftsteller der deutschen Schweiz im 18. Jahrhundert - man könnte sogar sagen, den mutigsten Kämpfer jener Zeit."
Wohl auch deshalb behandelt Guillaume in seinem Buch den revolutionären Pestalozzi, den Vorkämpfer der Menschenrechte und Emanzipation der Armen.
Guillaumes Untersuchung bereichert das gängige Pestalozzi-Bild vom aufopfernden Vater um wesentliche Züge: den "politischen" Pestalozzi.

Biographische Angaben zum Autor:

James Guillaume wurde 1844 in London als Sohn eines Uhrenhändlers geboren. 1848 kehrte seine Familie in die Schweiz zurück. In der Folgezeit absolvierte er den traditionellen bürgerlichen Bildungsweg: Gymnasium und Universität. Von 1862 bis 1864 studierte er Philosophie und Literatur an der Universität in Zürich.
Die Politisierung Guillaumes fiel zusammen mit der Ausbreitung der Ersten Internationale im Jura. Guillaume war Mitbegründer einer Sektion dieser Gruppe. Im Laufe der Zeit bildeten sich mit dem Kollektivismus und Wahlabstentionismus zwei wichtige Elemente einer sich bei Guillaume herausbildenden anarchistischen Überzeugung auf.
In der Folgezeit spaltete sich die Internationale in zwei Gruppen. Die antiautoritäre Internationale hatte schließlich ihr Zentrum im Jura. Unter anderem wurde sie auch durch die unermüdliche Arbeit Guillaumes zusammengehalten.
Von 1872 an bis 1878, dem Zeitpunkt seiner Emigration nach Frankreich, gab er das Bulletin de la Fédération jurassienne heraus, in welchem er die libertärsozialistische Theorie weiter ausformulierte.
Bis ins Jahr 1905 ruhte sein politisches Engagement. Erst nach dem Aufkommen des revolutionären Syndikalismus führte er seine libertärsozialistischen Ideen der Ersten Internationale weiter, bevor er im November 1916 verstarb.

(SH)