Johann Jakob Kettiger und Johann Heinrich Pestalozzi : zur Wirkungsgeschichte Pestalozzis

Ernst Martin

Verlag des Kantons Basel-Landschaft, 1991 : 376 S.

Martin möchte mit seinem Buch einen Beitrag zur Erforschung der Wirkungsgeschichte J. H. Pestalozzis leisten. "Vom unaufhaltsamen Drang nach einer "Annäherung an das Einzelne" ergriffen", versucht Martin die begonnene Rezeptionsgeschichte zu erweitern und vertiefen. Als neues Forschungsobjekt (nach der Landschaft Basel) dient ihm dazu Johann Jakob Kettiger, also nur eine einzelne Person, der 1848 von sich behauptete: "Ich ward ein treuer Jünger Pestalozzis und bin es noch". Kettiger lebte von 1802 bis 1869 und war zweiter Schulinspektor des Kantons Baselland und Seminardirektor des Kantons Aargau.

Durch strenge Quellenkritik versucht Martin Antworten auf die Fragen zu finden wie und wodurch Pestalozzi Kettiger beeinflußt hat, in welcher Art und Weise Kettiger Pestalozzis Gedankengut verarbeitet, verbreitet und verwirklicht hat, ob dies aus einem vertieften Verständnis der Person Pestalozzis und seiner Zeit heraus geschah und ob ihm Pestalozzis Werk nur als "Steinbruch aus dem zusammenhangslos einzelne Stücke für den alltäglichen Gebrauch herausgebrochen wurden", diente. Er möchte Mythos und Wirklichkeit mit seinem Werk unterscheiden und einen aufschlußreichen Beitrag zur Schulgeschichte des Kantons Aargau liefern.

"Da bis heute von einer direkten (aber durchaus möglich gewesenen) Begegnung Kettigers mit Pestalozzi nichts bekannt ist, handelt es sich demnach bei dem zu beschreibenden Verhältnis nicht um eine unmittelbare, dialogische, sondern um eine mittelbare, ungleiche Beziehung. Während nämlich Pestalozzi nur durch seine Schriften und durch seine späteren Vertreter auf Kettiger wirkte, suchte Kettiger persönlich, aktiv den Zugang zu Pestalozzis Wesen und Lehre zu erreichen."

Zentrale Themen der Untersuchung Martins sind also zum Einen die 1848 von Kettiger gemachte oben genannte Aussage und zum Anderen die Aussage der Schulpflege Maisprach an den Landrat des Kantons Baselland aus dem Jahre 1856: "Wir Baselländer dürfen uns Glükk wünschen, einen zweiten Pestalozzi aus unserer Bürgerschaft hervorgegangen zu sehen."

Das grundlegende methodische Mittel zur Bearbeitung dieser Aussagen ist der Vergleich, und zwar sowohl der Homologie- als auch der Analogievergleich.

Zur Auflockerung des Werkes verwendet Martin immer wieder Abbildungen und Illustrationen. Am Schluß des Buches stehen ein Abkürzungsverzeichnis, verwendete Quellen, ein Schlagwortregister sowie ein Personenverzeichnis.

(SH)