Pestalozzi im internationalen Gespräch : Beiträge zu Leben, Werk und Wirkung Johann Heinrich Pestalozzis ; aus Anlaß des sechzigsten Geburtstages von Leonhard Friedrich

Zürich : Orell Füssli, 1990 : 335 S.

Anlaß für die Herausgabe des vorliegenden Sammelbandes war der 60. Geburtstag von Leonhard Friedrich, der mit Leben, Werk und Wirken Pestalozzis zeit seiner erziehungswissenschaftlichen Arbeit in der Auseinandersetzung stand und noch immer steht.

Pestalozzi im internationalen Gespräch sollte mehr sein, als nur ein Motto, denn daß der Schweizer Pädagoge mit seinem Werk noch immmer aktuell ist, zum Nachdenken, Interpretieren und Diskutieren auffordert und anregt, soll mit diesem Buch belegt werden.

Die Autoren, welche hier zu Wort kommen, sind sehr vielfältig: Zum Einen reicht ihre geographische Herkunft quer durch Europa bis nach Japan und zum Anderen wird auch die unterschiedliche Intensität der bisherigen Auseinandersetzung mit Pestalozzi verdeutlicht.

Genauso vielfältig wie die Autoren sind auch die Arten der Gespräche: Man findet das Gespräch über Pestalozzi, das fingierte Gespräch mit ihm selbst und das zeitweilige Selbstgespräch in der Auseinandersetzung mit dem Sujet.

Das Buch umfaßt aktuelle Beiträge, die zu folgenden Themenschwerpunkten aufgeteilt sind: Pestalozzis Leben, sein Werk und seine Wirkung, seine Bedeutung für unsere gegenwärtige gesellschaftliche beziehungsweise pädagogische Problematik wird herausgearbeitet und für die gegenwärtige Theorie und Praxis fruchtbar zu machen versucht.

Anstelle einer Einleitung beginnt das Werk mit einer Annäherung an J. H. Pestalozzi von Ewa Nowicka, in welcher sie zum Einen auf die Frage der Erziehung des Menschen zur innerlichen Übereinstimmung mit sich selbst und zum Anderen auf die Frage des Konflikts zwischen der natürlichen und der institutionalisierten Erziehung durch ausgebildete Fachpädagogen eingeht.

Zu Pestalozzis Leben kommen im folgenden Hanspeter Müller ("Was ist der Mensch, und was soll er tun? Zum Verhältnis von Leben und Werk bei Johann Heinrich Pestalozzi") sowie Horst Widmann ("Der "jugendbewegte Pestalozzi" - Portrait einer Jugendbewegung im Zürich des 18. Jahrhunderts oder: Gibt es konstante Elemente in Jugendbewegungen?") zu Wort.

Zum Werk Pestalozzis äußern sich Traugott Weisskopf (Pestalozzis Idee der Elementarbildung), Fritz Seidenfaden ("Über Körperbildung"), Rudi Maskus (das Konzept der sittlichen Erziehung), Sylvia Springer (sittlich-moralische Erziehbarkeit des Menschen), Boguslaw Sliwerski ("Pestalozzis pädagogische Impulse zur Selbsterziehung") sowie Karl-August Helfenbein ("Die Beschreibungen des Kindes in den pädagogischen Schriften Pestalozzis"). Außerdem Kristian Kunert (Erziehung in der Schule), Arthur Brühlmeier (Menschenbildung im Zeitalter der Elektronik) und Max Liedtke ("Analogiedenken und Pestalozzis Unterrichtsprinzip der Anschauung...").

Zur Wirkung Pestalozzis kommen Wolfgang Klafki, Michel Soëtard, Dietrich Kegler, Friedhelm Nicolin, Joop Branger, Jouki Kari und Naoshi Morikawa unter anderem zu Themen wie der Pestalozzi-Rezeption in der Pädagogik Schleiermachers, Fröbel und seinem "geistigen Vater", Pëtr G. Redkin, Theodor Litts und der Pestalozzi-Rezeption in den Niederlanden, dem finnischen Schulwesen und in Japan zu Wort.

Anstelle eines Schlußwortes folgt ein Brief von Erich Dauzenroth an Leonhard Friedrich, der einen Beitrag zur Pestalozzi-Rezeption in Polen leisten möchte.

Biographische Angaben zum Autor:

Leonhard Friedrich:
Er wurde am 4. Oktober 1930 in Rimhorn im Odenwald geboren. Zwischen 1952 und 1955 studierte er am Pädagogischen Institut in Darmstadt, im Anschluß daran bis 1958 an der Universität Frankfurt/Main. Von 1955 bis 1961 war er als Lehrer an der Taunusheimschule und in Frankfurt tätig, bevor zwischen 1961 und 1964 sein Studium an der Universität in Gießen folgte. Von 1961 bis 1972 war er pädagogischer Mitarbeiter an der Universität Gießen. In diesen Zeitraum, nämlich von 1965 bis 1968 fiel auch sein Studium an der Universität in Marburg/Lahn. 1970 folgte seine Dissertation. Von 1972 bis 1976 war er als Professor an der Universität in Gießen tätig. Ab 1976 bis 1980 folgte seine Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Rheinland als Professor für Allgemeine Pädagogik. Seit 1980 ist er als Professor für Systematische Pädagogik an der Universität Düsseldorf tätig, hat Lehraufträge für mehrere Semester an der Gesamthochschule Siegen sowie die Vertretung einer Professur an der Universität in Göttingen.

Angaben zu den Autoren und Autorinnen:

Joop Branger
wurde 1929 in Arnhem geboren. Er studierte Erziehungswissenschaften und war als Grundschullehrer, später dann als Hochschullehrer an der Pädagogischen Hochschule Haarlem, der Universität Leiden sowie der Hochschule für Höhere Berufsbildungen in Rotterdam tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Lehrerbildung, Bildungswesen und vergleichende Erziehungs- wissenschaft.

Arthur Brühlmeier
wurde 1934 in Zürich geboren. Er studierte Pädagogik, Psychologie und Publizistik an der Universität in Zürich und war in der Lehrerbildung im Bereich Pädagogik und Psychologie am Lehrerseminar St. Michael in Zug tätig. Außerdem war er in der Bildungspolitik aktiv und bei Vorträgen tätig. Sein Forschungsschwerpunkt ist Pestalozzi.

Erich Dauzenroth
wurde 1931 in Fulda geboren. Er studierte Pädagogik, Philosophie und Geschichte am Pädagogischen Institut Darmstadt und an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Er war zunächst im Schuldienst tätig, später dann als Assistent und seit 1972 schließlich als Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität in Gießen. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Korczak-Forschung.

Karl-August Helfenbein
wurde 1929 in Lauterbach/Hessen geboren. Er absolvierte die erste und zweite Prüfung für das Lehramt an Volks- und Mittelschulen sowie Pädagogik, Philosophie, Ev. Theologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte am Pädagogischen Institut in Darmstadt und an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Er war als Lehrer in Kreis und Stadt Groß-Gerau, sowie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Frankfurt, als Assistent am Comenius-Institut in Münster, als wissenschaftlicher Assistent und Studienrat im Hochschuldienst an der Universität Gießen sowie seit 1974 als Professor für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Pädagogik und Didaktik der Primarstufe in Gießen tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Schul- und Grundschultheorie, Bildungsphilosophie, Systematische Erziehungswissenschaft und Schulgeschichte im Rahmen der Reformpädagogik.

Jouki Ilmari Kari
wurde 1939 in Lehtimäki/Finnland geboren. Er studierte Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, Sonderpädagogik und Statistik an der Universität Jyväskylä. Er war als Lehrer an einer allgemeinbildenden Schule tätig, arbeitete am Pädagogischen Forschungsinstitut, war Leiter des Lehrerausbildungsinstituts, hatte einige Professuren an verschiedenen Universitäten und war anschließend als Leiter des Pädagogischen Forschungsinstituts der Universität Jyväskylä tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Lernmaterialienforschung, Lehrerforschung und Allgemeine Didaktik.

Dietrich Kegler
wurde 1939 in München geboren. Er studierte Pädagogik, Slawistik und Romanistik in Weilburg, Gießen und Mainz. Er war Lehrer an Volks-, Real- und Gesamtschulen, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen, der Pädagogischen Hochschule Neuss und der Universität Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Pädagogik Rußlands und der Sowjetunion.

Wolfgang Klafki
wurde 1927 in Angerburg geboren. Er absolvierte eine Lehrerausbildung und ein Studium in den Fächern Pädagogik, Philosophie und Germanistik. Er war als Lehrer an einer ländlichen Volksschule in Niedersachsen tätig, als Assistent und Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Hannover, als Assistent und Oberassistent an der Universität Münster sowie als Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Marburg.

Kristian Kunert
wurde 1941 in Witkowitz (CSFR) geboren. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule in Augsburg und an der Universität in München. Er war sieben Jahre als Lehrer an Hauptschulen tätig, anschließend als Assistent für Pädagogik, Oberstudienrat für Schulpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Augsburg und an der Universität Augsburg. Im Anschluß daran arbeitete er als Arbeitsbereichsleiter am Deutschen Institut für Fernstudien an der Universität in Tübingen und lehrte dort. Seine Forschungsschwerpunkte sind die schulinterne Lehrerfortbildung, ganzheitliches Lernen, humanistische Pädagogik sowie Wissenschaftskritik.

Max Liedtke
wurde 1931 in Düsseldorf geboren. Er studierte Theologie, Philosophie und Musikwissenschaft in Bonn, München und Hamburg. Er war als Lehrer in Göttingen und an der Universität Hamburg tätig sowie anschließend als Professor für Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Integration naturwissenschaftlicher, insbesondere evolutionsbiologischer und kulturehtologischer Daten in die Pädagogik und historische Pädagogik.

Rudi Maskus
wurde 1920 in Breslau geboren. Er absolvierte eine Lehrerausbildung und studierte Pädagogik, Philosophie, Geschichte und Anglistik in Bielefeld, London und Münster. Zuletzt lehrte er an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd sowie an der Universität in Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind Motivation aus pädagogischer Sicht, Unterrichtsmodelle, Geschichte des mittleren Schulwesens und Sexualpädagogik. 

Naoshi Morikawa
wurde 1945 in Ishikawa/Japan geboren. Seit 1978 ist er als Professor für Pädagogik an der Okayama Universität tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Pestalozzis Pädagogik und die gegenwärtige deutsche Erziehungswissenschaft. 

Hanspeter Müller
wurde 1919 in Basel geboren. Zuletzt war er als Präsident des Instituts für Unterrichtsfragen und Lehrerfortbildung an der Universität Basel tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Lehrerbildung und Schulpolitik. 

Friedhelm Nicolin
wurde 1926 in Aachen geboren. Er studierte Pädagogik, Philosophie und Geschichte in Köln, München und Bonn. 1954 promovierte er in Bonn. Seit 1980 ist er an der Universität in Düsseldorf tätig. Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Bildungstheorie, Theodor Litt und Hegel. 

Ewa Nowicka
ist als Professorin an der Universität in Lodz (Polen) tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt ist der Bereich der Ethik. 

Fritz Seidenfaden
wurde 1929 in Altenburg/Thüringen geboren. Er studierte Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft an der Universität Münster. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Struktur und Reform des Bildungswesens in den Ländern Nord- und Westeuropas und die Geschichte der Kindheit. 

Boguslaw Sliwerski
wurde 1954 in Lodz/Polen geboren. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Selbsterziehung, interkulturelles Lernen und alternative Erziehung. 

Michel Soëtard
studierte Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Lille, Paris und Frankfurt. Er habilitierte 1978 an der Sorbonne. Seine Tätigkeitsfelder sind die Erziehungsphilosophie und die Geschichte de la pensée éducative. Seine Forschungsschwerpunkte sind Rousseau, Pestalozzi, das Entstehen der Erziehungsidee und die Grundlegung der pädagogischen Theorie. 

Sylvia Springer
wurde 1957 in Düsseldorf geboren. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Düsseldorf. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Pädagogische Anthropolgie, Pädagogische Briefe und Pestalozzi.

Traugott Weisskopf
wurde 1921 in Basel geboren. Er war in einem Erziehungsheim, einer Volksschule und an einem Lehrerseminar in Basel tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Pädagogische Anthropologie und die Geschichte der Pädagogik mit dem Schwerpunkt Pestalozzi. 

Horst W. Widmann
wurde 1927 in Stuttgart geboren. Er studierte Rechtswissenschaften, Pädagogik, Psychologie und Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migrantenkinder-Pädagogik, Erziehung und Bildung in der Türkei, Emigrationsforschung und Reformpädagogik als internationales Phänomen.