Heft 1/1995

Hrsg. v. Pestalozzianum Zürich. Zürich: Pestalozzianum-Verl., 2 mal jährlich, ca. 40-60 S.

Die Rubrik "Aus der Forschung" enthält zuerst eine

"Vorschau auf das Pestalozzi-Symposium 1996"

(S. 3-4). In diesem Bericht von Daniel Tröhler wird ein den wirkungsgeschichtlichen Aspekten gewidmetes wissens chaftliches Symposium vorgestellt, das anläßlich des Pestalozzi-Gedenkjahres vom 15.- 17. Januar 1996 an der Universität in Zürich stattfinden soll. Ziel des Symposiums ist es, Werke Pestalozzis vermehrt in die wissenschaftliche und philosophische Debatte einzubinden und zu diskutieren. Die Themen sollen sich um vier Themenbereiche gruppieren: Soziale und politische Ideen und Veränderungen; Anthropologie, Philosophie - Geistesgeschichte; theologische, kirchliche und religiöse Entwicklungen: Methoden und Schule. Die öffentlichen Hauptreferate und die nur den Teilnehmern zugänglichen Seminarreferate werden zusätzlich durch drei Rahmenreferate ergänzt, die von bekannten Experten gehalten werden. Alle Referatsthemen mit deren Unterteilung in Hauptreferat, Seminarreferat sowie die Rahmenreferate werden aufgelistet und deren Referentinnen und Referenten namentlich genannt.

Im zweiten Beitrag dieser Rubrik wird der

"Registerband I zur Kritischen Ausgabe der Sämtlichen Werke und Briefe Johann Heinrich Pestalozzis"

(S. 5-6) vorgestellt. Leonhard Friedrich geht in seinem Beitrag auf den ersten von zwei Registerbänden näher ein und erläutert dessen Aufteilung und Inhalt. Der Registerband ist in ingesamt zehn Teilregister unterteilt. Das erste Teilregister enthält ein Gesamtverzeichnis von Personennamen und gibt Aufschluß über die wichtigsten biographischen Informationen zu diesen Personen, sowie ihre Beziehungen zu Pestalozzi. Dieses erste Teilregister bildet somit das Kernstück des ersten Registerbandes, weil es neben den Informationen zu den Personen auch ein Bild von der Kultur des geistigen Austauschs in Pestalozzis Zeit sowie seiner weltweiten Kommunikation vermittelt. Im zweiten Teilregister werden die Namen der Institutionen erwähnt, die zur Ermittlung personenbezogener Daten beigetragen haben. Ein Verzeichnis der Personen, die Adressaten von Pestalozzis Briefen waren, werden im dritten Teilregister zusammen mit einer ausführlichen Darstellung ihrer Beziehung zu Pestalozzi aufgeführt. Das vierte Teilregister enthält Namen von Personen, welche die erste Gesamtausgabe der Werke Pestalozzis subskribiert haben. Ebenfalls werden sämtliche geographische Namen, die in Pestalozzis Werken vorkommen, in einem fünften Teilregister aufgezeigt. Nähere Informationen über fiktive Personen und fiktive geographische Namen seiner Werke findet man in den Teilregistern sechs und sieben. In einem achten Teil werden sämtliche Fabeltiere sowie deren symbolische Funktion aufgelistet. Teil neun vermittelt sämtliche bibliographische Angaben, Teil zehn enthält die im ersten Registerband verwendeten Abkürzungen sowie deren Erläuterung. Insgesamt läßt sich über diesen ersten Registerband sagen, dass er die Orientierung über Pestalozzis literarisches Werk sehr starkerleichtert. Das Erscheinungsdatum des zweiten Registerbandes, in dessen Mittelpunkt ein differenziertes Sachregister stehen wird, war zwar für 1996 in Aussicht gestellt, ist jedoch noch immer ungewiß.

In einem weiteren Beitrag stellt Sylvia Springer die

"Pestalozzi-Gesamtausgabe auf CD-Rom"

vor (S.7), die bislang 28 Werk- und 13 Briefbände sowie den ersten Registerband enthält, vor, und erläutert die Möglichkeiten und Vorteile, die die CD-Rom gegenüber der Buchausgabe eröffnet. Die CD-ROM-Ausgabe enthält einen Datenbestand, der sowohl dem interessierten Laien, als auch dem suchenden Forscher Zugänge zu Werk Pestalozzis bietet. Im Textbestand gesucht werden kann mit Begriffen und /oder Begriffskombinationen sowie mit Begriffsteilen (Trunkierung). Fundstellen werden als Kurztitelliste mit der Buchausgabe entsprechenden Angabe von Band und Seite angezeigt. Auch eine sogenannte Hypertextverbindung ist möglich, d.h. die eigentlichen Textteile können mit eventuellen Anhängen (Textkritik, Sacherklärung) verknüpft und unmittelbar eingesehen werden. Ebenfalls hat der Benutzer die Möglichkeit, Texte aus bestimmtenn Zeiträumen zusammenzustellen und gezielt in diesen zu recherchieren. Auch Zeiträume und Textgattungen können kombiniert werden und geben dem Benutzer die Gelegenheit, gezielte werk- und wirkungsbezogene Anfragen zu stellen.Diese CD-Rom hilft der Pestalozzi-Forschung, neue Perspektiven zu erschließen, da sie den Nutzern der Erziehungswissenschaften und anderer Interessengebiete einen schnellen Zugriff auf die vielfältigen und facettenreiche Texte Pestalozzis bietet.

Unter der Rubrik "Thema" gehen Hans Gehring und Mitarbeiter in ihrem Beitrag

"Zur Geschichte und zum gegenwärtigen Stand der Gesamtausgabe der Werke und Briefe Pestalozzis"

(S. 8-13) auf die Editionsgeschichte von Pestalozzis Werken und den heutigen Stand der Gesamtausgabe ein. Es wird darüber berichtet, dass Pestalozzi selbst zu seinen Lebzeiten erwog, eine Gesamtausgabe seiner Werke zu erstellen, wohl auch mit der Hoffnung, seine finanzielle Situation zu verbessern. Nach anfänglichen Verhandlungsschwierigkeiten mit dem Verlag Cotta kommt es 1819 auch tatsächlich zur Realisierung einer solchen Gesamtausgabe. Auch die darauffolgende von Schmid in Paris geplante aber wegen Manuskriptverlusten nicht realisierte Gesamtausgabe sowie die Seyffarth-Ausgabe stellen wichtige Schritte in der Geschichte von Pestalozzis "Werkausgabe" dar. Besonders ausführlich wird auf das seit 1927 laufende Editionsprojekt einer kritischen Werkausgabe eingegangen, dass den Anspruch erhebt, "die Hauptmasse vorhandenen Materials erfasst zu haben und auf den Manuskripten aufzubauen". Der erste Band dieser Werkreihe erschien 1927 zum 100. Todestag Pestalozzis unter dem Titel "Schriften aus der Zeit von 1766-1780". Zum derzeitigen Stand der Edition werden folgende Angaben gemacht: der ausstehende Band 17B soll Ende 1996 erscheinen, ebenfalls die Nachtragsbände 29 der Werkreihe und 14 der Briefreihe. Die neue Reihe dieser Kritischen Gesamtausgabe , sämtliche Briefe an Pestalozzi ist auf 6 Bände angelegt und soll in den nächsten Jahren erscheinen. Über die ausstehende Gesamtbibliographie ist nicht viel zu berichten. Die noch von dem 1990 verstorbenen Emanuel Dejung auf Karteikarten erstellte Bibliographie mit 11.494 Dokumenten ist zwarmittlerweile ergänzt, geordnet und in digitaler Form verfügbar, aber diese Daten aufzuarbeiten und stufenweise in das Datenbanksystem der Bibliothek des Pestalozzianums zu tranferieren scheint kaum zu gelingen.

Unter der Rubrik "Anzeigen und Besprechungen" steht der Beitrag

"Hinweis der Herausgeber: Neue Pestalozzi - Studien"

von Fritz-Peter Hager und Daniel Tröhler. Zuerst wird einleitend über die Beziehung zwischen der Herausgabe von Werken und Briefen Pestalozzis sowie der Nachforschungen und der Untersuchungen über sein Leben und Werk geschrieben. Zu diesem Zweck gab es drei Reihen: Pestalozzi - Blätter (1878-1906) von O. Hunziker, Pestalozzi - Studien (1896-1903) von W. Seyffarth sowie die Pestalozzi Studien [Neue Folgen] (1927-1932) von A.Buchenau, E.Spranger und H.Stettbacher. Mit der Zeit wuchs das Bedürfnis nach einer neuen Studienreihe worauf 1993 der erste Band der "Neuen Pestalozzi - Studien" erschien. In diesem ersten Band ist Anna Pestalozzi - Schulthess, die Frau Pestalozzis, das Hauptthema. Ihr Tagebuch wird editiert und der zweite Teil enthält die überarbeitete Biographie von Käte Silber. Im dem zweiten Band von 1994 sind eine Reihe von Abhandlungen zu den philosophischen und religiösen Grundlagen Pestalozzis enthalten. Als letztes gibt es einen Ausblick aus den dritten Band, der im Herbst 1995 erscheinen wird, in dem eine Abhandlung zu Pestalozzis Lebensbegriff sowie Beiträge zur Rezeptionsgeschichte in Thüringen und Bremen die Schwerpunkte sind.

Unter der Rublik"Dokumente" gibt Daniel Tröhler

"Eintragungen in das Stammbuch von David Mathias Frank während seines Besuches der Pestalozzischen Anstalt in Yverdon"

(S.15-17) wieder. Darin geht es um neu aufgefundene Briefe und Dokumente von Pestalozzi, Niederer, Schmid, Krüsi und Muralt. Die Funde revolutionieren die ausgewerteten Quellen nicht, da schon zu viel bereits bekannt ist. In dem Band Nachtragsband PSW 17 B (1996) werden die neuen Funde editiert. Die vorliegenden Stammbuchblätter enthalten zwar keine große inhaltliche Relevanz in bezug auf die Interpretation von Pestalozzis Werk, aber sie zeigen uns mit wem Pestalozzi Kontakt hatte und zu welcher Zeit. Im Anschluß an diese Vorbemerkung finden sich fünf Auszüge aus den Briefen dieser Personen.

In der Rubrik "Bibliographie" führt Ruth Villiger in ihrem Beitrag

"Schriften von und über Johann Heinrich Pestalozzi"

(S. 18-24) die bisherigen Bibliographien auf den aktuellen Stand fort. Villiger berichtet die Neuerscheinungen der Pestalozzi - Literatur des Zeitraums 1988-1994, in der Regel zugleich die Neuerwebungen der Bibliothek/ Mediothek des Pestalozzianums, um durch diesen einmalig längeren Berichtsraum die Lücke zwischen diesem nunmehr einmal jährlich erscheinenden Literaturanzeiger und der Unterbrechung nach dem Auslaufen der Zeitschrift "Pestalozzianum" zu schließen. Unterteilt sind die bibliographischen Dokumente nach Primär- und Sekundärliteratur, wobei unter der Sekundärliteratur 86 Titel aufgeführt sind, darunter 12 monographische Veröffentlichungen zur Pestaozzi-Forschung bzw. -rezeption. Sammelwerke sind in diese alphabetisch geordnete Bibliographie sowohl unter ihrem Sachtitel als auch deren Einzelbeiträge unter ihren jeweiligen Autoren aufgeführt .