Pestalozzi und/oder Fröbel oder: Vom rechten Gebrauch der Abbildung

Michel Soetard

In: Alternativen frühkindlicher Erziehung / Hrsg. Fuchs, Brigitta ; Harth-Peter, Waltraud, Würzburg 1992, S. 89 - 100
SW: Fröbel, Friedrich (1782-1852); Abbildung

Soetard vergleicht hier Pestalozzis und Fröbels Ansichten zur Kleinkindererziehung. Es geht hier um eine grundsätzliche Diskussion über die Zielsetzung einer "naturgemäßen" Erziehung der frühen Kindheit. Beide haben "die frühkindliche Erziehung thematisiert und den Müttern anvertraut"(S. 89). Pestalozzi hat ein unvollendetes "Buch der Mütter" geschrieben. Fröbel hat ein "Buch der Mutter- und Koselieder" geschrieben. Er äußerte sich lobend, aber auch kritisch über Pestalozzis "Buch der Mütter". "Fröbel verlangt ... eine Anwendung der Pestalozzischen Methode auf die frühkindliche Erziehung (vor 8 Jahren), ..." (S. 91). Pestalozzi ändert sein Verständnis des Mutter-Kind-Verhältnisses im Laufe seines Lebens. (Die Gertrud von 1801 "steht vor der Aufgabe, ihre Kinder zu lehren." (S. 92)). Auch bei Fröbel hat die Familie eine zentrale Bedeutung. Bei Fröbel kann man allerdings nicht mehr von "lehren" sprechen. Er "bleibt ... einem vorkritischen Standpunkt verhaftet" (S. 94). Eine praktische Konsequenz dieser beiden pädagogischen Konzeptionen ist das Problem der Anschauung. "Fröbel weist ... über alle Beobachtungsgegenstände hinaus auf einen großen Bedeutungsrahmen hin, in welchem alles Angeschaute eingebettet ist..." (S. 96). Pestalozzi hält dem entgegen, "daß mit dem Hineinbeziehen der äußeren Welt in ein Inneres des deutenden Geistes und/oder der umfaßenden Liebe die Selbstkraft des Menschen verlorengeht." (S.96). Pestalozzi war sich nicht klar über den Stellenwert des Bildes. Er hatte Angst vor einem Mißbrauch der Abbildungen in seiner Methode, auch vor einer Versinnbildlichung der Methode selbst. Dem Ziel der Anregung der Selbstkraft des Kindes soll das Bild untergeordnet bleiben. Der Autor fragt sich, ob das Fröbelsche System der Bildung des Kindes zur Freiheit und Selbständigkeit dienen kann (ob das Kind z.B. durch das Betrachten von Abbildungen zum Pflichtbewußtsein erzogen wird). "Das Problem liegt also in der Adäquatio zwischen Ziel und Methode." (S. 98) Pestalozzi sei Fröbel "immer eine Strecke voraus" (S. 98).

Der Artikel enthält zahlreiche Anmerkungen.

(FR)