Begrüssungsansprache im Bären

Redner: Thomas Rufener, Stadtpräsident von Langenthal

Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Sehr geehrte Damen und Herren

Johann Heinrich Pestalozzi ist unter uns! In seinem Geiste präsent durch Sie alle, die Sie so zahlreich unserer Einladung Folge geleistet haben. Ich freue mich ausserordentlich über das grosse Interesse, ganz speziell freue ich mich über die Anwesenheit unseres Bundespräsidenten und obersten Sozial- Bildungs- und Kulturministers Jean Pascal Couchepin. Je vous souhaite la bienvenue cordialement, monsieur le président de la confédération, mit Spannung sind wir in Erwartung Ihrer Rede.

Wir befinden uns in eben diesem Saal, wo Pestalozzi im Jahre 1826 seine grosse Botschaft der damaligen Helvetischen Gesellschaft offenbahrte. Der Bären Langenthal war verschiedentlich Ort von geschichtsträchtigen und gesellschaftspolitisch bedeutenden Anlässen. So fand zum Beispiel im Jahre 1822 das erste schweizerische Offiziersfest mit der Gründung der schweizerischen Offiziersgesellschaft in diesen Räumlichkeiten statt. Wir sind hier im Traffelet Saal, wo Wandmalerein an dieses Ereignis erinnern, und im speziellen Barocksaal, auf den wir besonders stolz sind. Und vier Jahre später wird der Bären Zeuge der bedeutsame Rede Pestalozzis.

Warum gastierte Pestalozzi gerade in Langenthal vor der Helvetischen Gesellschaft? Bereits damals wurden die Bestrebungen für Erziehung und die Förderung von entsprechenden Bildungsstrukturen hochgehalten, wie die in diese Zeit fallende Gründung der ersten Sekundarschule im Kanton Bern vor 175 Jahren deutlich dokumentiert.

Liberales Gedankengut war verankert und prägte das Zeitalter vor der Industrialisierung. Eine Aera des Umbruchs und der Orientierung zu einem neuen Zeitgeist fand in Langenthal Zuspruch aus breiten Kreisen der damaligen Bevölkerung. In diesem Kontext fielen Pestalozzis Ideen und Wertvorstellungen auf fruchtbaren Boden. Pestalozzi, ein klingender Name, im Volksmund heute noch bestens bekannt und häufig in Verbindung gebracht zu humanitärem und uneigennützigem Handeln und Tun. Der Mensch steht im Zentrum der Maxime Pestalozzis.

Seine genialen Visionen und die aktuelle Verbindung zu Langenthal führten zur Idee dieses Anlasses. Dazu gehört das Buch mit der Abschrift der damaligen Rede. Pestalozzi wird in die Aktualität geführt, nicht altertümlich und pathetisch, sondern begründet und entstanden aus dem täglichen Leben. Diskutiert und ausgelegt mit den Wertvorstellungen der Gegenwart wurde das Thema anlässlich des am heutigen Nachmittag stattgefundenen Symposiums der Neuen helvetischen Gesellschaft. Was mich persönlich an Pestalozzi fasziniert ist seine prägnante Einfachheit und Klarheit. Kopf, Herz und Hand - der Mensch mit seiner Fähigkeit zum rationalen Denken, mit Herz die Menschlichkeit im Fokus habend und mit Hand - die Hand als Symbol des Schaffens und der Kreativität, aber auch die Hand, die es einander zu reichen gilt. Die Hand reichen um zu helfen, einander zu führen oder als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung. In diesem gemeinsamen Wirken und Gestalten sehe ich eine wichtige Funktion unseres Staatswesens.

Unsere Zeit ist nicht mehr die Zeit Pestalozzis, dies sind wir uns bewusst, unsere globale Optik und der berechtigte Anspruch der Menschheit auf Anerkennung und Wertschätzung setzt andere Massstäbe. Pestalozzis Wertvorstellungen sind jedoch in den Grundfesten nicht an eine Zeit gebunden. Ich bin überzeugt, ein gesundes Demokratieverständnis und die gegenseitige Achtung sind für unser Land und seine Zukunft von zentraler Bedeutung. Kopf, Herz und Hand - Anpacken, und dies herzhaft im Geiste der Menschlichkeit. Diese Motivation spürte ich in den intensiven Tagen der Vorbereitung zu diesem Anlass ganz besonders.

Danke an alle für das grosse Engagement.

Einen speziellen Dank attestiere ich für das grosse fachliche und persönliche Wirken an die Adressen von Pfarrer und Stadtchronist Simon Kuert und Dr. Thomas Multerer, Pestalozzikenner und Rektor des hiesigen Gymnasiums. Wir werden heute Abend noch von Ihnen hören.

Besonders danken möchte ich Herrn Nationalrat Johann Schneider-Ammann. Langenthal ist es ihm wert, dass uns die Ammann Schweiz als der bedeutendste Arbeitgeber unserer Stadt und Ausbildner von jährlich über 100 Lehrlingen für diesen Gedenkanlass mit Rat und Tat unter die Arme griff. Die Umsetzung von Pestalozzis Idee ist zu einer beispielhaften Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik geworden.Herr Nationalrat, sie sind ein engagierter und pointierter Verfechter für eben diese Maxime, wie sie Pestalozzi auch damals erkannte und erklärte. Sie leben diese Werte in der Gegenwart, glaubwürdig und aus innerer Überzeugung.

Meinen herzlichen Dank an Sie, ich darf ihnen das Wort übergeben.

(es gilt das gesprochene Wort)