20. Generalversammlung 2022 des Vereins „Pestalozzi im Internet“

Jahresbericht zur Arbeit an der Website www.heinrich-pestalozzi.de

Liebe Freunde und Mitglieder unseres Vereins „Pestalozzi im Internet“,

nachdem unsere Generalversammlung infolge der Corona-Infektionswelle zweimal nur digital abgehalten werden konnte, freue ich mich, Sie wieder persönlich auf unserer Generalversammlung auf Pestalozzis Neuhof hier in Birr begrüssen zu können.

I.

Die aktuelle Kachel auf der Startseite unserer Website weist bereits auf unsere heutige Generalversammlung hin, lädt auch weitere Interessierte zu einer Teilnahme ein und verbindet diese Einladung mit dem Wunsch auf Mitgliedschaft in unserem Verein. Wir stellen dieses umfassende Informationsangebot zu Johann Heinrich Pestalozzi allen Besuchern unserer Website kostenfrei zu Verfügung, allein finanziert durch die Mitgliedsbeiträge unserer Mitglieder und gelegentlich eingehenden Sponsorengeldern. Unsere Bitte an alle Nutzer unserer Website: Werden Sie Mitglied in unserem Verein „Pestalozzi im Internet“, gleichzeitig bitte ich alle unsere Mitglieder: Werben Sie weitere Mitglieder für unseren Verein.

Zuerst möchte ich mich bei unserem Webmaster, Herrn Rainer Grundel, für die schnelle und sorgfältige Umsetzung der angefallenen Veränderungen bedanken, leider kann er coronabedingt heute nicht anwesend sein. Die auf der Startseite unserer Website eingebaute „Kachel“ weisst herausgehoben und sichtbar auf aktuelle Informationen hin. In der ersten Kachel habe ich über meinen Beitrag „Pestalozzi und Lehrermobilität um 1800“ berichtet, die zweite Kachel war eine Werbung für die Mitgliedschaft in unserem Verein, in der dritten Kachel stellte ich den Vorstand unseres Vereins vor und die aktuelle Kachel weist auf unsere heutige Generalversammlung hin.

II.

Für den Berichtszeitraum 01.04.2021 bis 31.03.2022 sind unsere Benutzerzahlen – wohl pandemiebedingt – leicht zurückgegangen: Wir hatten ca. 40.000 Besuche mit ca. 82.000 Seitenaufrufen. Ein Grossteil der Besucher kam wieder über die Suchmaschine Google und wie in den vergangenen Jahren kamen die weitaus meisten Besucher aus Deutschland, es waren ca. 21.000 und damit mehr als die Hälfte aller Besucher. Nach Deutschland schliesst sich mit weitem Abstand die Schweiz mit 4.500 Besuchern an, gefolgt von Italien mit 2.000, Österreich und China mit 1.600 Besuchern, danach folgen USA, Mexiko, Türkei, Frankreich und Spanien. Die durchschnittliche Dauer der Besuche lag bei knapp 3 Minuten, wobei sich die Zahl der angefertigten Ausdrucke nicht ermitteln lässt.

Die Website umfasst ohne Bilder und Anmerkungen über 1.800 Dateien, darunter italienische, englische, chinesische, spanische, französische, türkische, russische und japanische Dateien. Nachgefragt waren wie in den Vorjahren vor allem die biographischen Seiten, die Grundgedanken, die Liste mit den Werken Pestalozzis und die Seite zu Pestalozzis Zeit, Leben und Werk mit ihren zahlreichen Linkangeboten. Die häufigsten Suchbegriffe waren ‚Pestalozzi‘, ‚Johann Heinrich Pestalozzi‘, ‚Heinrich Pestalozzi‘, ‚Pestalozzi Biographie‘, ‚Pestalozzi Pädagogik‘ und ‚Pestalozzi Bildung‘. Bei der Suchmaschine Google stehen wir mit diesen Suchwörtern jeweils auf der ersten Ergebnisseite. Im Vergleich mit den Auflagenzahlen wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die bei ca. 800-1.000 liegen, übertrifft die Ausstrahlung unserer Website bei weitem die Auflage von gedruckter Literatur über Pestalozzi.

III.

Soweit ich es überblicken kann, ist das Interesse an Themen der Historischen Pädagogik weiterhin rückläufig. Neuere Veröffentlichungen konnte ich bei meiner Recherche im Internet, in Verlagsprospekten und in der Rubrik „Pädagogische Neuerscheinungen“ der Zeitschrift für Pädagogik nur wenige finden. Die Veröffentlichung der erziehungswissenschaftlichen Promotionen und Habilitationen in Deutschland, der Schweiz und Österreich erscheint erst in einem späteren Heft der Zeitschrift für Pädagogik. Die Themenschwerpunkte liegen meist auf Digitalisierung, Integration, sozialen Fragen und der Corona-Pandemie. Historische Themen finden sich nur vereinzelt zu Janusz Korczak und zur Waldorfpädagogik. Eine Ausnahme macht unser heutiger Referent Hans Peter Scheier, der aus seinem Roman „Pestilenz“ vorträgt.

IV.

Schon im Jahrbericht 2021 konnte ich auf meinen Beitrag „Pestalozzi und Lehrermobilität zu Beginn des 19. Jahrhunderts“ hinweisen:

https://www.heinrich-pestalozzi.de/wissen/fachbeitraege-auf-dieser-website/kuhlemann-gerhard/pestalozzi-und-lehrermobilitaet-zu-beginn-des-19-jahrhunderts

Um die Vielfalt der Pestalozzi-Literatur überschaubarer zu machen, habe ich begonnen, zentrale Veröffentlichungen der zurückliegenden zwei Jahrhunderte herausgehoben zu präsentieren. Diese Reihe umfasst bisher:

Blochmann, Karl Justus:

Heinrich Pestalozzi. Züge aus dem Bilde seines Lebens und Wirkens nach Selbstzeugnissen, Anschauungen und Mittheilungen.

Dresden 1846, 182 S. (mit Abb.)

Morf, Heinrich:

Zur Biographie Pestalozzi’s. Ein Beitrag zur Geschichte der Volkserziehung. 

4 Theile in 2 Bdn., 2. vermehrte Aufl. Winterthur 1868-1889, 1654 S.

  1. Theil: Pestalozzi’s Wirksamkeit bis in die Mitte des Burgdorfer Aufenthaltes. Winterthur 1868, XII, 344 S., 3 Beilagen.
  2. Theil: Pestalozzi und seine Anstalt in der zweiten Hälfte der Burgdorfer Zeit. Winterthur 1885, X, 276 S.
  3. Theil: Von Burgdorf über Münchenbuchsee nach Yverdon. Winterthur 1885, 385 S.
  4. Theil: Blüthe und Verfall des Instituts zu Yverdon. Pestalozzi’s letzte Lebenstage. Winterthur 1889, VIII, 619 S.
     

Isreal, August:

Pestalozzi-Bibliographie. Die Schriften u. Briefe Pestalozzis nach der Zeitfolge. Schriften u. Aufsätze über ihn nach Inhalt u. Zeitfolge. 

3 Bde. Berlin 1903/04, Reproduktion 1976 by Rinsen book.

Bd. 1: Die Schriften Pestalozzis. XXXV, 636 S.
Bd. 2: Die Briefe Pestalozzis. X, 339 S.
Bd. 3: Schriften u. Aufsätze über Pestalozzi. LVIII, 639 S.
 

Natorp, Paul:

Pestalozzi. Sein Leben und seine Ideen.

Leipzig 1909, 134 S.
 

Spranger, Eduard:

Pestalozzis Denkformen.

2., stark erw. u. veränderte Aufl., Heidelberg 1959, 152 S., Anhang.

Schönebaum, Herbert:

Bd. 1: Der junge Pestalozzi. 1746-1782. Leipzig 1927, 234 S.
Bd. 2: Pestalozzi. Kampf und Klärung. 1782-1797 Erfurt 1931, 248 S.
Bd. 3: Pestalozzi. Kennen, Können, Wollen. 1797-1809. Langensalza 1937, XII, 533 S.
Bd. 4: Pestalozzi. Ernte und Ausklang. 1810-1827. Berlin u. Leipzig 1942, XVI, 554 S.

Diese vierbändige und mit über 1.600 Seiten äusserst materialreiche Biographie Pestalozzis stellt weniger die Werke Pestalozzis in den Mittelpunkt, vielmehr wird die Entwicklung Pestalozzis aufgezeigt und werden die Personen aus seinem Umfeld vorgestellt. 

Die ausführlichen Besprechungen dieser Veröffentlichungen können Sie nachlesen über den Ordner „Wissen“ und den Unterordner „Pestalozzi-Literatur aus 200 Jahren“, weitere Buchbesprechungen in dieser Reihe werden folgen:

https://www.heinrich-pestalozzi.de/wissen/pestalozzi-literatur-aus-200-jahren
 

V.

Neu ist eine Besprechung zur Erfindung der Stickmaschine und eine Besprechung des Romans „Pestilenz“ von Hans Peter Schreier hinzugekommen:
 

Strobel, Heino u. Schnetzer, Patrick:

Die Handstickmaschine. Erfindungsgeschichte und erste Besitzer. 
Privatdruck Plauen 2021, 100 S.

Der Erfinder der Handstickmaschine war Josué Heilmann, Sohn eines Indienne-Fabrikanten aus Mulhouse, der zusammen mit seinem Bruder zwei Jahre Schüler in Pestalozzis Erziehungsinstitut in Yverdon gewesen war. Von Heilmann sind keine autobiographischen Texte überliefert, er war lebenslang ein unermüdlicher Erfinder von Maschinen für die Textilindustrie, seine grösste Erfindung war die Konstruktion der Kämmmaschine. 1834 wurde Heilmann für seine Erfindungen in Paris mit der Verleihung des Ritterkreuzes der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Heilmann nannte seinen Sohn Jean-Jacques, diese Namensgebung nach Jean Jacques Rousseau war ebenso wie bei Pestalozzi durchaus Programm. Schriftliche Spuren von Heilmann finden sich in den „Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse“, so hat er im Juni 1827 u.a. über das Problem der Kinderarbeitszeit  und die Verkürzung der Arbeitszeit in den Spinnereien referiert und im Oktober 1834 stehen ebenfalls pädagogische Themen im Vordergrund und Schnetzer beschreibt Heilmanns Vorstellungen: „Die Lebensbedingungen der Kinder und jungen Arbeiter in den Fabriken: Verbesserungen ihres körperlichen und moralischen Zustandes durch eine Kürzung der Arbeitszeit und durch die Plicht zum Schulbesuch“ (S. 24). Mulhouse war im 19. Jahrhundert das Zentrum der französischen Textilindustrie, dagegen verlagerte sich die Stickerei selbst und die Herstellung der Stickmaschinen in die Ostschweiz in den Raum St. Gallen und von dort auf recht abenteuerlichen Wegen nach Plauen ins sächsische Vogtland. 

Die Besprechung dieser beiden Veröffentlichungen finden Sie auf unserer Website unter:

https://www.heinrich-pestalozzi.de/wissen/fachliteratur-ab-1946-auswahl/fachliteratur-ab-2003/die-handstickmaschine-erfindungsgeschichte-und-erste-besitzer
https://www.heinrich-pestalozzi.de/wissen/fachliteratur-ab-1946-auswahl/fachliteratur-ab-2003/pestilenz-roman 

In dem von Helmut Lambers verfassten Studienbrief „Professionalisierung in der Sozialen Arbeit. Geschichte der Sozialen Arbeit (in Deutschland)“ sind mit meiner Genehmigung und unter deutlicher Quellenangabe unserer Texte zur Kurzbiographie Pestalozzi zusammen mit allen Abbildungen übernommen worden (S. 51-54). Mit dieser Übernahme in einen Studienbrief der Hamburger Fernhochschule sehe ich einen weiteren Baustein zur Wirksamkeit unserer Informationsangebote zu Johann Heinrich Pestalozzi.

Einige der besprochenen Bücher habe ich Ihnen zur Ansicht mitgebracht. Zusätzlich noch das 2019 erschienene Buch zum 75. Geburtstag unseres chinesischen Vereinsmitglieds Prof. Dr. Zhengxiang Gu, der auch die chinesischen Texte auf unserer Website abgefasst hat:

„Leben und Werk von Prof. Dr. Gu Zhenxiang im Kontext deutsch-chinesischer Literaturübersetzung und -forschung“. 

In dieser in China aus Anlass des 75. Geburtstags von Prof. Gu in einer repräsentativen Ausgabe mit 551 Seiten publizierten Veröffentlichung finden sich Beiträge von Roger Dettling „Eine Freundschaft ganz besonderer Art“ (S. 485-489) und Gerhard Kuhlemann „Mein Freund Gu und meine Annäherung an China“ (S. 476-480). In diesen beiden Beiträgen in deutscher Sprache werden u.a. die beiden wissenschaftlichen Symposien, 2009 in Hangzhou und im Oktober 2016 in Shanghai beschrieben. Bei allen Unterschieden des deutschen bzw. schweizerischen zum chinesischen Bildungssystem gilt, wie ich es in meinem Beitrag formuliert habe: „Pestalozzis Gedanken von den in jedem Kind vorhandenen Kräften, deren Wachsen gefördert oder unterbunden werden kann, sollten sowohl in China als auch in Deutschland und der Schweiz ein Grundgedanke jeder Erziehung sein.“ (ebd. S. 478).

Von Prof. Gu werden in unserer Website zwei Werke vorgestellt, zu erreichen über den Ordner Verein/In eigener Sache:
https://www.heinrich-pestalozzi.de/aktuell/in-eigener-sache

Pestalozzi’s Research on Educational History in the Cross-Cultural Context: Proceedings of International Symposium on Pestalozzi’s Educational Thoughts. Zhejiang University Press 2011, 325 S. (mit deutschen Beiträgen von Roger Dettling, Gerhard Kuhlemann u. Markus Roos). 

Erziehung mit Herz, überall und jederzeit zum Wohl der Kinder. Internationales Pestalozzi-Symposium Schweiz-China (Luzern, April 2012). Shanghai Jiao Tong University Press 2014, 335 S. (mit deutschen Beiträgen von Roger Dettling, Michael Fuchs, Zhengxiang Gu, Gerhard Kuhlemann, Markus Roos, Hans-Rudolf Schärer, Jun Ye und Zhiying Yuan). 

VI.

Seit mehreren Jahren beschäftigt den Vorstand des Vereins die Frage, ob sich die zu Pestalozzis 250. Geburtstag 1996 erstellte CD-ROM mit sämtlichen Texten der Werke und Briefe Pestalozzis nicht aktualisieren liese, denn diese wichtige Quelle lässt sich mit heutigen Geräten und Programmen nicht mehr nutzen. Es zeichnet sich nun eventuell die Möglichkeit eines eingeschränkten Updates ab, das allerdings einen gösseren Arbeitseinsatz und höhere Kosten verursacht. Wir werden das uns Mögliche unternehmen, diese wertvollen Daten für alle Interessierten wieder nutzbar zu machen. Immerhin konnten zahlreiche Volltexte Pestalozzis in unsere Website eingebaut werden, eine Liste dieser eingebauten Volltexte findet sich im Ordner „Werke“ unter:

https://www.heinrich-pestalozzi.de/werke/pestalozzi-volltexte-auf-dieser-website

In der Sitzung am 14. August 2021 in Baden (AG) hat der Vorstand beschlossen, einen Newsletter einzurichten, der drei- bis viermal jährlich auf wichtige Veränderungen und Neuigkeiten zum Thema Pestalozzi hinweist. Wir haben in der Zwischenzeit ein werbefreies Newsletterprogramm eingebaut und ein erster Newsletter ist bereits erschienen und ein weiterer Newsletter wird in den nächsten Wochen erscheinen. Wir bieten allen Besuchern unserer Website an, diesen Newsletter zu beziehen. Wir haben uns erlaubt, als erste Abonnenten unsere Mitglieder zu benennen. 

Liebe Freunde und Mitglieder unseres Vereins „Pestalozzi im Internet“,

dieses Jahr kann ich Ihnen den Jahresbericht zur Arbeit an unserer Website wieder mündlich geben und damit auch Nachfragen ermöglichen. 

Seien Sie herzlich gegrüsst und bleiben Sie gesund
Ihr Gerhard Kuhlemann