Pestalozzi - ein aktueller Sozialpädagoge

Gert Holtmyer

In: Sozialpädagogische Blätter 1979 H.5, S.129 - 134
SW: Sozialpädagogik

Pestalozzi einen aktuellen Pädagogen oder Sozialpädagogen zu nennen, bedürfe einer Rechtfertigung. Der Autor erklärt, warum er das Studium der Geschichte der Pädagogik immer noch für sinnvoll hält. Damit beantwortet er die Frage, warum man sich gerade mit Pestalozzi beschäftigen sollte. In der Pädagogik gebe es eine Arbeitsteilung zwischen Theoretikern und Praktikern. Bei Pestalozzi entstand eine weitausgreifende Theorie aus vielseitiger, intensiv erlebter Praxis (vgl. S. 129). Das Studium Pestalozzis "führt ... in eine Welt pädagogischer Praxis, die aus stets neu durchdachter Theorie ihre Impulse bezog." (S. 129). Bei ihm lassen sich Ähnlichkeiten mit der heutigen Situation feststellen. Der Autor nennt vier Aspekte:"Wir leben heute wie damals in keiner kinderfreundlichen Zeit....Die Verunsicherung im Bereich der Werte und Normen gab es auch damals....Pestalozzi hat auch Widerstände und Scheitern erlebt....Deshalb kann man sich noch heute mit ihm und seiner Arbeit identifizieren....Sozialpädagogische Arbeit spielt sich im Gesamtzusammenhang politischer Entscheidungen ab." (S. 130). Die heutigen politischen Entwicklungen sind anders, aber aus einer Distanz heraus werden die Zusammenhänge zwischen Politik und Pädagogik manchmal leichter einsichtig. Beim Studium von Pestalozzi kann man Anregungen gewinnen. Der Autor nennt Gedanken Pestalozzis, die man sich wieder ins Gedächtnis rufen sollte: Die pädagogische Diskussion unserer Tage neigt zu Verabsolutierungen. Erziehung komme nicht an der Frage vorbei, welche Bedürfnisse Menschen und Kinder haben.

(FR)